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Verhaltensforschung: Gegessen wird, wo der Chef will

Eine Pavianhorde frisst meist dort, wo ihr Alphamännchen hin will, selbst wenn hier offenkundig eine weniger ergiebige Nahrungsquelle wartet als an von rangniedrigeren Tieren ausgemachter Stelle. Damit widerlegen Andrew King vom University College London und seine Kollegen die bisherige Ansicht, dass derartige Entscheidungen bei sozialen Tierarten eher "demokratisch" gefällt würden, weil damit geringere Anstrengungen für alle verbunden wären.

Die Forscher hatten wildlebende Bärenpaviane (Papio ursinus) mit zusätzlichem, leicht zugänglichen Futter versorgt, das allerdings nur wenigen Tieren ausreichend Nahrung bot. Es profitierten also verglichen mit ausgiebigen natürlichen Nahrungsplätzen vor allem die dominanten Tiere, die als erste Zugriff auf das angebotene Fressen haben und sich die anstrengende Suche nach fruchtenden Bäumen oder ähnlichem ersparten. Untergeordnete Gruppenmitglieder hatten dagegen meist das Nachsehen. Dennoch folgten diese in den meisten Fällen dem Gruppendruck. Dies galt vor allem für jene Individuen, die dem Leitaffen am häufigsten das Fell pflegten beziehungsweise von diesem gekrault wurden, weshalb die Forscher sie als engste "Freunde" dieses Männchens bezeichneten.

Diese Gefolgstreue müsse deshalb wichtigere Gründe haben als nur die Versorgung mit Nahrung, so King. Dies gelte etwa für Mütter mit Jungtieren, die sich deren Schutz vor kindestötenden Konkurrenten durch den Affenchef erhoffen, oder schwächere Gruppenmitglieder, die vor angreifenden Fressfeinden bewahrt würden. (dl)


King, A. et al.: Dominance and Affiliation Mediate Despotism in a Social Primate. In: Current Biology 18, S. 1-6, 2008.

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