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Historische Botanik: Geheimnis der Tahiti-Vanille geklärt

Die Vanille-Orchidee Vanilla tahitensis Tahitis stammt nicht aus der Südsee: Ursprünglich wuchs die Pflanze, die Basis eines sehr teuren und seltenen Vanilleextraktes ist, in den Regenwäldern Guatemalas.

Lange hatten Botaniker gerätselt, wo wilde Populationen der Orchidee existieren, da sie auf Tahiti nur in Pflanzungen zu finden war. Pesach Lubinsky von der University of California in Riverside und seine Kollegen konnten nun aber die Herkunft der Art entschlüsseln und ihren Weg über alte Handelsrouten zurückverfolgen. Demnach stammt Vanilla tahitensis tatsächlich aus Mittelamerika, wo sie bereits von den Maya kultiviert wurde: Genanalysen belegen, dass ihre nächsten Verwandten die beiden Orchideen Vanilla planifolia und Vanilla odorata sind, die in den Regenwäldern Guatemalas vorkommen – allerdings existieren auch dort keine wilden Bestände der Tahiti-Vanille. Erst der Vergleich von DNA aus dem Zellkern und den Chloroplasten der drei Arten erbrachte, dass es sich bei Vanilla tahitensis um eine Mischform der beiden anderen Spezies handelt.

Wahrscheinlich, so Lubinsky, entwickelte sich der Hybrid in einem der indianischen Gärten, in denen die Maya Kakao zogen, dessen Essenzen sie Vanille als Gewürz beimischten. Angepflanzt wurden dabei meist verschiedene Arten aus unterschiedlichen Regionen, die sich daher auch vielfach mischen konnten – gerade die Vanille ist bekannt dafür, dass sie sich leicht kreuzt.

Ihren Weg nach Tahiti fand Vanilla tahitensis dann mit spanischen und französischen Handelsschiffen. Die so genannten Manila-Galeonen der Spanier, die zweimal pro Jahr Güter zwischen der Neuen Welt und den Philippinen verschifften, brachten die wertvolle Pflanze wohl von Mittelamerika auf die südostasiatischen Inseln, wo es Vanille ursprünglich nicht gab. Der französische Admiral Alphonse Hamelin wiederum nahm Stecklinge der Pflanze Mitte des 19. Jahrhunderts mit in nach Polynesien. Dort ist sie heute ein kostbares Exportgut. (dl)

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