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News: Gemeinsam in die Zukunft

Zunächst war gar nicht klar, was in den Gesteinsproben aus dem Ordovizium zu finden sei, doch dann stießen die Botaniker auf fossile Sporen von Pilzen. Damit muss die Besiedlung des Landes durch Pilze neu geschrieben werden, denn die erfolgte offenbar 60 Millionen Jahre früher als bisher angenommen - genau zur gleichen Zeit, als sich auch die Pflanzen auf den Landgang vorbereiteten.
Vor 500 Millionen Jahren war die Erde ein unwirtlicher Planet. Zumindest was die Landoberflächen angeht, denn hier pfiff der Wind über kahle und leblose Einöde. Erst in den folgenden fünfzig Millionen Jahren erschien hier und da das eine oder andere zarte Grün. Nun stießen Botaniker in ähnlich alten Schichten auch auf die fossilen Reste von Pilzen und deren Sporen. Somit gab es die ersten Pilze rund 60 Millionen Jahre früher als bisher angenommen (Science vom 15. September 2000). Pilze und Pflanzen besiedelten die Landoberflächen also offenbar zur gleichen Zeit, vielleicht schafften es die Pflanzen sogar nur, weil die Pilze ihnen dabei halfen.

"Es betrifft die Tatsache, dass gewisse Baumarten ganz regelmäßig sich im Boden nicht selbstständig ernähren, sondern überall in ihrem gesamten Wurzelsystem mit einem Pilzmycelium in Symbiose stehen, welches ihnen Ammendienste leistet und die ganze Ernährung des Baumes aus dem Boden übernimmt", schrieb der Botaniker Albert Bernhard Frank 1885 und prägte für diese Pilze den Begriff Mykorrhiza. Heute profitieren zwischen 80 und 90 Prozent aller Grünpflanzen von solchen Pilzen, es wäre also durchaus möglich, dass diese Lebensgemeinschaften bereits im Ordovizium entstanden.

Doch Dirk Redecker vom Department of Plant and Microbial Biology der University of California, Berkeley, und Linda Graham vom Department of Botany der University of Wisconsin, Madison mahnen zur Vorsicht. Allein das gemeinsame Auftreten von Pilz und Pflanze sei noch kein Beweis für eine Symbiose. Dennoch gibt es gute Argumente dafür. So sind die heute noch lebenden Pilze der Gattung Glomus den ordovizischen Fossilien sehr ähnlich, und Glomus bildet Lebensgemeinschaften mit dem Hornkraut Ceratophyllum demersum und dem Lebermoos Marchantia polymorpha, einzige heute noch lebende Verwandte ordovizischer Pflanzen. Darüber hinaus legen phylogenetische Studien zum Ursprung der Pilze von Mary Berbee vom Department of Botany der University of British Columbia und John Taylor vom Department of Plant and Microbial Biology der University of California, Berkeley nahe, dass die ersten Pilze das Land vielleicht sogar schon vor rund 600 Millionen Jahr besiedelten.

Die Landpflanzen eroberten die Kontinente vermutlich innerhalb des Zeitraumes von 505 bis 440 Millionen Jahren vor heute. Genau ist das nicht zu sagen, weil die fossilen Überreste aus jener Zeit sehr dürftig sind. Kein Wunder, denn die ersten Pflanzen waren empfindlich und konnten kaum für geologische Zeiträume erhalten bleiben. So müssen sich die Paläontologen in den alten Gesteinen schon mit dem Mikroskop auf die Suche machen. Wenn sie Glück haben, finden sie neben den Sporen bisweilen auch einmal einen winzigen Blattrest. In den rund vierzig Millionen Jahre jüngeren Gesteinen des Devon sieht das schon anders aus. Zu dieser Zeit haben sich Pflanze und Pilz bereits nachweislich zusammengefunden, um voneinander zu profitieren.

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