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Generationenunterschiede: Eine neue Therapie für Gen Z?

Junge Erwachsene profitieren weniger von Psychotherapie als ältere Menschen. Forschende fordern, die Behandlungen anzupassen.
Eine Person liegt nachdenklich auf einem Bett, den Kopf auf die verschränkten Arme gestützt. Der Raum ist in sanftes, farbiges Licht getaucht, das eine ruhige und nachdenkliche Atmosphäre schafft. Im Hintergrund sind unscharfe Details eines Zimmers zu erkennen.
Viele junge Menschen stecken in einer seelischen Krise, doch Routinetherapien schlagen bei ihnen schlechter an.

Depressionen und Angststörungen nehmen unter jungen Erwachsenen seit Jahren weltweit zu. Das Angebot an Psychotherapieplätzen reicht schon länger nicht mehr aus, um allen Hilfesuchenden zeitnah eine Behandlung anbieten zu können. Nun bringt eine Studie aus England eine weitere Hiobsbotschaft mit sich: Offenbar profitieren jüngere Menschen auch weniger von einer regulären Psychotherapie als ältere Jahrgänge.

Rob Saunders vom University College London wertete gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen eine Datenbank des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes aus. Diese umfasste Informationen zum Verlauf von mehr als 1,6 Millionen Psychotherapien gegen Angststörungen oder Depressionen, die zwischen 2015 und 2019 stattfanden. Rund ein Fünftel der Behandelten waren Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 24 Jahren, die übrigen waren zwischen 25 und 65 Jahre alt.

Der durchschnittliche Behandlungserfolg war bei den unter 25-Jährigen signifikant schwächer: Ihre Symptome besserten sich weniger deutlich, und sie hatten eine rund 25 Prozent niedrigere Wahrscheinlichkeit, nach der Therapie als genesen zu gelten. Stattdessen kam es in dieser Altersgruppe häufiger zu einer Verschlechterung der Beschwerden im Verlauf. Auffällig war zudem, dass junge Menschen öfter als ältere Termine versäumten oder die Behandlung komplett abbrachen – ein Hinweis darauf, dass sie offenbar größere Schwierigkeiten haben, das vorhandene Angebot wie vorgesehen zu nutzen.

Häufig seien psychische Störungen, die schon in sehr jungen Jahren auftreten, auch gravierender als solche mit späterem Beginn, geben die Forschenden zu bedenken. Allerdings blieben die Unterschiede zwischen den Altersgruppen auch dann bestehen, wenn der Schweregrad der Erkrankungen statistisch herausgerechnet wurde.

Offenbar müssten etablierte Therapieangebote angepasst werden, um die Versorgung für junge Erwachsene zu verbessern, so das Autorenteam. Gewohnheiten wie die Nutzung von sozialen Netzwerken oder Onlinedating-Plattformen, aber auch Themen wie Arbeits- und Wohnungsunsicherheit könnten stärker als bisher berücksichtigt werden. Zudem müsse man Wege finden, die Raten der Behandlungsabbrüche und des spontanen Nichterscheinens zu reduzieren. Hilfreich könne es zum Beispiel sein, von Anfang an realistische Erwartungen an die Behandlung abzustecken. Ob eine Videotherapie in dieser Hinsicht vielleicht von Vorteil ist, darüber gibt die Studie keine Auskunft, da ihre Daten aus der Zeit vor der Covid-19-Pandemie stammen und Videosprechstunden fast gar nicht verbreitet waren.

  • Quellen
Saunders, R. et al., The Lancet Psychiatry 10.1016/S2215–0366(25)00207-X, 2025

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