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HIV-Infektion: Genetische Variationen schützen vor Aids

Ein internationales Forschungskonsortium hat im menschlichen Erbgut drei Variationen entdeckt, die eine Infektion mit dem Aids-Erreger HIV eindämmen können. Die Entdeckung erklärt, warum manche Menschen gegen HIV immun zu sein scheinen.

Nach einer Infektion mit HIV steigt normalerweise die im menschlichen Körper nachweisbare Virenmenge – die Virenlast – zunächst stark an, sinkt aber dann wieder ab, weil das Immunsystem gegen den Eindringling vorgeht. Da jedoch HIV just die Zellen des Immunsystems attackiert, nimmt die Virenlast nun wieder zu, und die Krankheit Aids bricht aus. Bei manchen Menschen bleibt allerdings die Zahl der Viren – trotz nachweislicher HIV-Infektion – auf niedrigem Niveau, und die Patienten zeigen keine Krankheitssymptome.

Die zum Konsortium Euro-CHAVI zusammengeschlossenen Wissenschaftler haben nun unter der Federführung von Amalio Telenti von der Schweizer Universität Lausanne und David Goldstein von der amerikanischen Duke-Universität in Durham europaweit aus einer Zahl von 30 000 Aids-Patienten 486 Personen herausgefiltert, deren Infektionszeitpunkt bekannt war und die trotz fehlender medikamentöser Behandlung eine niedrige Virenlast zeigten. Mit Hilfe des HapMap-Projekts, das Variationen im menschlichen Erbgut untersucht hatte, verglichen die Forscher bei ihren Testpersonen über eine halbe Million DNA-Bausteine.

Zwei der gefundenen Variationen lagen in Genen des Haupthistokompatibilitätskomplexes. Dieses auch HLA (humanes Leukozyten-Antigen) genannte System spielt eine zentrale Rolle beim Erkennen fremder Substanzen. Die erste Genvariante namens HLA-B*5701 saß im Gen HCP5 auf Chromosom 6, die zweite – rs926492 – entdeckten die Forscher auf demselben Chromosom im Gen HLA-C. Beide Versionen scheinen daran beteiligt zu sein, dass der Körper genügend Immunzellen produziert, um den Aids-Erreger in Schach zu halten. Die dritte Variation betraf das Gen ZNRD1, das für eine Untereinheit des Enzyms RNA-Polymerase kodiert, und könnte die Proteinsynthese des Virus stoppen.

Die Wissenschaftler können zwar nicht genau erklären, wie diese Genvariabilitäten vor dem Aids-Erreger schützen. Ihre Entdeckung soll jedoch zu Impfstoffen verhelfen, mit denen sich die Immunschwächekrankheit bekämpfen lässt. (aj)

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