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News: Genetischer Angriff auf die Spermien

Nun ist es zum ersten Mal gelungen: Mit Hilfe eines Retrovirus als Transportmittel brachten Forscher ein zusätzliches Gen in Stammzellen der Spermien ein und zeugten so das erste transgene Tier auf diese Weise. Bislang waren immer weibliche Stammzellen als Ziel anvisiert worden, doch die männlichen Pendants lassen sich ebenso effizient verändern.
Männliche und weibliche Geschlechtszellen unterscheiden sich ganz wesentlich voneinander. Während Männchen ihr ganzes Leben lang aus einem Vorrat von Stammzellen permanent neue Spermien produzieren, müssen die Weibchen mit einem begrenzten Angebot an Eizellen geizen. Denn hier lagern die Eizellen bereits alle zum Zeitpunkt der Geburt in einer bestimmten Stückzahl und machen nur noch geringfügige Veränderungen durch, bis ihr Einsatz gefragt ist.

Wollten Wissenschaftler bislang in die Geschlechtszellen eingreifen, bedienten sie sich vornehmlich der weiblichen Oocyten sowie der Blastocysten. Doch es geht auch anders, wie Ralph Brinster mit seinem Team von der University of Pennsylvania nun zeigen konnte. Sie nahmen sich die Stammzellen vor, die Väter aller männlichen Geschlechtszellen sind – die Spermatogonien – und brachten in ihr Genom eine zusätzliche Information ein. Für einen erfolgreichen Einbau griffen sie auf ein Retrovirus zurück, das ein später im Organismus gut nachweisbares Gen – das lacZ-Gen, dessen Enzymprodukt die beta-Galaktosidase ist – ins Genom integrierte.

Nach diesem Eingriff in die Keimbahn war das Markergen bei 4,5 Prozent aller Nachkommen der veränderten Tiere nachzuweisen und wurde mindestens über drei Generationen erfolgreich vererbt. "Diese Ergebnisse zeigen, dass es keine wirklichen Barrieren beim genetischen Eingriff mit einem Retrovirus in Stammzellen der Spermien gibt und dass, einmal ins Genom eingefügt, die fremden Gene von einer Generation zur nächsten vererbt und exprimiert werden", kommentierte Brinster seine Ergebnisse.

Die von Brinster entwickelte Methode soll nun zur Erzeugung einer Vielzahl unterschiedlicher Spezies transgener Tiere dienen, um letztendlich an diesen wissenschaftlichen Modellen humane Erkrankungen studieren – und möglicherweise therapieren – zu können.

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