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Tropenkrankheiten: Genome von drei wichtigen Tropenparasiten entschlüsselt

Die Raubwanze <i>Triatoma infestans</i> überträgt die Erreger der Chagas-Krankheit
In einer internationalen Gemeinschaftsarbeit sind die vollständigen DNA-Sequenzen von drei gefährlichen Parasiten der Tropen entziffert worden. Ein Vergleich der Genome [1] der miteinander verwandten Erreger von Schlafkrankheit (Trypanosoma brucei), Chagas-Krankheit (Trypanosoma cruzi) und Leishmaniose (Leishmania major) [2-4] soll nun neue Ansatzpunkte für eine gezielte oder gemeinsame Bekämpfung der Erkrankungen liefern. Die Krankheiten bedrohen weltweit etwa 500 Millionen Menschen besonders in wenig entwickelten Ländern.

Blut einer Ratte mit Schlafkrankheit | Zwischen Blutkörperchen einer Ratte zeigt sich im gefärbten Ausstrich unter dem Mikroskop der Erreger der Schlafkrankheit, Trypanosoma brucei.
Alle Erreger gehören in die Verwandtschaftsgruppe der einzelligen Trypanosomen und zeichnen sich durch einen komplexen Wechsel zwischen Wirbellosen und Wirbeltier-Wirten aus. Die Parasiten infizieren den Menschen nach Insektenstichen, der genaue Übertragungsweg und die Art der ausgelösten Krankheit unterscheiden sich allerdings in vielen Punkten. Dennoch teilen sich die Schmarotzer etwa 6200 nahezu identische, in gleicher Reihenfolge angeordnete Gene, also etwa 70 Prozent des Genoms, wie die Forscher überraschend feststellten.

Als besonders interessantes Ziel möglicher künftiger Bekämpfungsmaßnahmen der Schlafkrankheit gelten 1300 Gene von Trypanosoma brucei, mit denen der Parasit seine charakteristische "Mucin-assozierten Oberflächenproteine" aufbaut. Diese Eiweiße auf der Parasitenhülle ermöglichen dem Erreger wahrscheinlich, das Immunsystem des Menschen zu umgehen und in verschiedenen Wirten zu existieren. Mit der unbehandelt fast immer tödliche verlaufenden Schlafkrankheit, die durch die Tsetse-Fliege übertragen wird, sind bis zu einer halben Million Menschen infiziert.

Der Leishmaniose-Erreger Leishmania major offenbart von den drei Trypanosomatiden die größte genetische Flexibilität zur Stoffwechselregulation. Offenbar sind bei Leishmania größere Anpassungen zur Verwertung der wechselnden Nahrung ihres Insektenwirtes, der Schmetterlingsmücke, nötig. Diese Stechmücken saugen gelegentlich nicht Blut, sondern Nektar aus Pflanzen, dessen unterschiedliche Zucker mit anderen Enzymen abgebaut werden.

Die an dem Projekt beteiligten Wissenschaftler sehen neben dem wissenschaftlichen auch einen forschungspolitischen Erfolg ihrer Arbeit darin, dass entscheidende Arbeitschritte durch Labors in afrikanischen und südamerikanischen Ländern selbst durchgeführt wurden. Die Bevölkerung dieser Kontinente trägt die Hauptlast der Parasitosen.
  • Quellen
[1] Science 309: 404–409 (2005)
[2] Science 309: 416–422 (2005)
[3] Science 309: 409–415 (2005)
[4] Science 309: 436–442 (2005)

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