Empathie: Genvariante verrät ihren Träger am Verhalten
Viele Aspekte prosozialen Verhaltens werden durch das Hormon Oxytozin reguliert. Wer besonders stark zu einem altruistischen, auf die eigene Gruppe ausgerichteten Verhalten neigt, ist daher womöglich Träger einer bestimmten Genvariante, die den Bau des Oxytozinrezeptors beeinflusst. Wie Forscher um Sarina Saturn von der Oregon State University in Corvallis nun entdeckten, lassen sich solche Personen relativ zuverlässig erkennen: Ein 20-sekündiger Stummfilm genügte Beobachtern bereits für eine Einschätzung mit hoher Trefferquote.
Die Wissenschaftler bestimmten bei 23 Freiwilligen die Ausprägung des entsprechenden OXTR-Gens. Anschließend filmten sie die Freiwilligen, wie sie ihrem Lebenspartner bei der Schilderung eines aufwühlenden Ereignisses zuhörten, und zeigten diese Clips insgesamt 116 Probanden. Diese sollten das Sozialverhalten der abgefilmten Freiwilligen beurteilen.
Die Auswertung ergab: Positive Beurteilungen bekamen im Schnitt vor allem Träger der G-Variante des Gens. Sie ist es, die laut früheren Forschungen ein besonders soziales Verhalten bedingt, sofern sie auf beiden Chromosomen vorliegt. Die Einzelauswertung zeigte: Unter denjenigen zehn Freiwilligen, die die höchsten Werte erhielten, trugen sechs die doppelte G-Variante; von den zehn mit den niedrigsten Empathiewerten hingegen hatten neun auf mindestens einem Chromosom das komplementäre A-Allel.
Vermutlich waren es vor allem nonverbale Hinweise, die die Probanden bei ihrer Begutachtung berücksichtigten. Dazu zählten zum Beispiel häufiges Kopfnicken und Lächeln. Unklar ist, welche Rolle der Genvariante – des single-nucleotid polymorphism (SNP) rs53576 – in molekularbiologischer Hinsicht zukommt. Nach bisherigen Erkenntnissen verändert sie den Ablesevorgang beim Bau des Oxytocinrezeptors.
Vor allem aber weisen Saturn und Kollegen nachdrücklich darauf hin, dass mit dem Vorhandensein der entsprechenden Genvariante höchstens eine bestimmte Neigung einhergeht – und keinesfalls ein unabwendbares Schicksal: Träger des AA-Allels "müssen vielleicht lediglich ein bisschen mehr aus ihrem Schneckenhaus gelockt werden", so die Forscher. Stelle jemand Schwächen in puncto Empathie und Sozialverhalten an sich fest, könnten zwar die Gene die Ursache sein, mit persönlichem Einsatz ließen sich diese Mängel aber kompensieren. Überdies gebe es Hinweise, dass sich die Genvarianten in unterschiedlichen Kulturen und Ethnien verschiedentlich auf das Verhalten auswirken. (jd)
Die Wissenschaftler bestimmten bei 23 Freiwilligen die Ausprägung des entsprechenden OXTR-Gens. Anschließend filmten sie die Freiwilligen, wie sie ihrem Lebenspartner bei der Schilderung eines aufwühlenden Ereignisses zuhörten, und zeigten diese Clips insgesamt 116 Probanden. Diese sollten das Sozialverhalten der abgefilmten Freiwilligen beurteilen.
Die Auswertung ergab: Positive Beurteilungen bekamen im Schnitt vor allem Träger der G-Variante des Gens. Sie ist es, die laut früheren Forschungen ein besonders soziales Verhalten bedingt, sofern sie auf beiden Chromosomen vorliegt. Die Einzelauswertung zeigte: Unter denjenigen zehn Freiwilligen, die die höchsten Werte erhielten, trugen sechs die doppelte G-Variante; von den zehn mit den niedrigsten Empathiewerten hingegen hatten neun auf mindestens einem Chromosom das komplementäre A-Allel.
Vermutlich waren es vor allem nonverbale Hinweise, die die Probanden bei ihrer Begutachtung berücksichtigten. Dazu zählten zum Beispiel häufiges Kopfnicken und Lächeln. Unklar ist, welche Rolle der Genvariante – des single-nucleotid polymorphism (SNP) rs53576 – in molekularbiologischer Hinsicht zukommt. Nach bisherigen Erkenntnissen verändert sie den Ablesevorgang beim Bau des Oxytocinrezeptors.
Vor allem aber weisen Saturn und Kollegen nachdrücklich darauf hin, dass mit dem Vorhandensein der entsprechenden Genvariante höchstens eine bestimmte Neigung einhergeht – und keinesfalls ein unabwendbares Schicksal: Träger des AA-Allels "müssen vielleicht lediglich ein bisschen mehr aus ihrem Schneckenhaus gelockt werden", so die Forscher. Stelle jemand Schwächen in puncto Empathie und Sozialverhalten an sich fest, könnten zwar die Gene die Ursache sein, mit persönlichem Einsatz ließen sich diese Mängel aber kompensieren. Überdies gebe es Hinweise, dass sich die Genvarianten in unterschiedlichen Kulturen und Ethnien verschiedentlich auf das Verhalten auswirken. (jd)
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