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News: Geologie per Satellit

Seit Anfang 2002 funkt Mars Odyssey Daten zur Erde. Die ersten Auswertungen bringen Überraschendes zutage: Der Mars ist geologisch aktiver als gedacht, während das mit den Flüssen wohl so eine Sache war.
Mars
Wer Geologie betreiben will, muss ins Gelände, die Dinge prüfen und erforschen, um am Ende aus vielen Beobachtungen ein Bild des Ganzen zu fertigen. Luft- oder Satellitenbilder sind dabei zwar wichtige Mosaiksteinchen, die Erkundung vor Ort können sie jedoch nicht ersetzen.

Und so kommt es, dass der Mars vielerorts zwar besser kartiert ist als die Erde, die meisten grundlegenden Fragen der Geologen jedoch nach wie vor unbeantwortet sind. Der Grund: Zwar können die Kameras an Bord der Marssatelliten bereits geologische Strukturen von Omnibusgröße erkennen, woraus diese bestehen, sehen sie jedoch nicht.

Aus diesem Grund hat die im April 2001 gestartete Mars-Odyssey-Sonde ein Thermal Emission Imaging System (THEMIS) an Bord, welches zwar Hammer und Lupe nicht ersetzen kann, auf trickreiche Art und Weise aber dennoch richtige Geologie möglich macht. Dabei macht sich das Instrument nichts anderes zunutze als die Wärmespeicherkapazitäten der unterschiedlichen Gesteine.

Genau wie an einem irdischen Strand, wird auch auf dem Mars feiner Sand von der Sonne rascher erwärmt als blanker Fels, der seinerseits seine Wärme nach Sonnenuntergang aber viel länger speichert. Sogar Minerale lassen sich auf diese Weise erkennen - gewissermaßen durch ihren infraroten Fingerabdruck. Und so eröffneten die THEMIS-Daten schon nach einem Jahr den Forschern um Philip Christensen von der Arizona State University eindrucksvolle und teils überraschende geologische Einblicke.

So hatte angesichts der häufig globalen Sandstürme auf dem Mars niemand erwartet, dass sich über Kilometer hinweg nackter, blank geputzter Fels über die Oberfläche zieht. Andernorts finden sich große, staubfreie Gesteinsblöcke, die offensichtlich nicht, wie weithin angenommen, seit Milliarden Jahren dort lagern. Denn dann wären sie längst unter einer tiefen Sand- und Staubschicht vergraben worden. Das Gesicht des Mars wird also auch heute noch von intensiven geologischen Vorgängen geprägt. Einen Dämpfer müssen außerdem all diejenigen hinnehmen, die glauben, auf dem Mars sei einst viel Wasser geflossen. Zwar wurden an den Polkappen und im Untergrund große Mengen Wassereis nachgewiesen, in dem viereinhalb Kilometer tiefen Canyon Ganges Chasma strömte es jedenfalls nicht. Denn an dessen Basis stieß THEMIS auf Olivin, ein Mineral, das in Gegenwart von Wasser keinen Bestand hat und sich innerhalb kurzer Zeit umwandelt. Christensen ist sich deshalb sicher: Hier, in diesem Canyon, hat Wasser niemals eine Rolle gespielt. Und dabei sollen zukünftige Mars-Mobile gerade in diesem Tal danach suchen.

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