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News: Gesang unter Wasser

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold - ob diese Volksweisheit auch im Tierreich gilt? Die Kommunikationsfähigkeit von Delphinen ist jedenfalls weitaus besser als bisher angenommen. Große Tümmler können in ihren Nasengängen zwei verschiedene Töne gleichzeitig erzeugen. Im Gegensatz zu den geschwätzigen Delphinen, die nur mit ihresgleichen kommunizieren, sind die eher schweigsamen Seekühe einem kleinen Geplauder über die Artgrenzen hinweg nicht abgeneigt.
Seit Jahren rätseln Wissenschaftler, wie Delphine die Klick- und Quietschgeräusche erzeugen, die sie zur Kommunikation und Navigation verwenden. Die Klicklaute, mit denen sich die Tiere im Meer orientieren, sind sehr kurz – weniger als eine Millisekunde – und werden mehrmals in der Sekunde wiederholt. Die Pfeif-, Grunz- und Quietschlauten hingegen dienen der Verständigung untereinander. Einige Töne, die der Große Tümmler (Tursiops truncatus) erzeugt, sind so komplex, dass man annahm, die Tiere müssten zwei unabhängige Schallerzeuger besitzen.

Ted Cranford und seine Kollegen von der San Diego State University haben Große Tümmler mit zwei Endoskopen, in jeden Nasengang eines, versehen (Science vom 14. Dezember 2000). So konnten sie die Stimmlippen beobachten, während diese Geräusche produzierten. Parallel dazu maßen die Wissenschaftler den Innendruck der Nasenhöhle, die Bewegung des Nasengewebes und den Schalldruck. Sie stellten fest, dass die Tiere in der Lage waren, gleichzeitig mit der linken Stimmlippe zu pfeifen und mit der rechten Klicktöne von sich geben.

Während Beutegreifer wie Delphine, die sich in einem dreidimensionalen Raum bewegen und mit ihren Jagdpartnern abstimmen müssen, ein hochentwickeltes Kommunikationssystem benötigen, geht es bei den pflanzenfressenden Seekühen gemächlicher zu. Renata Sousa Lima und Vera da Silva vom Laboratorio de Mamiferos Aquaticos in Manaus untersuchten die Stimmerkennung bei zwei brasilianischen Seekuh-Arten. Die Amazonas-Seekuh (Trichechus inunguis) und die Westindische Seekuh (Trichechus manatus) kommen beide im Amazonasgebiet vor und besitzen unterschiedliche Lautäußerungen. Die Wissenschaftlerinnen spielten neun Seekühen in ihren Becken verschiedene Rufe von beiden Arten vor. Die Seekühe erwiderten die Rufe und schwammen zu den Lautsprechern hin. Dabei spielte es keine Rolle, ob der Ruf von einem Vertreter der eigenen Art stammte oder nicht. Renata Sousa Lima vermutet, dass Seekühe nicht zwischen den Rufen ihrer eigenen Art und denen einer anderen unterscheiden können. Aber vielleicht sind Seekühe einfach aufgeschlossener, wenn es um den Kontakt zu anderen Arten geht.

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