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News: Geschwächter Parasit als Impfschutz

Für die meisten Menschen ist eine Infektion mit dem Erreger der Toxoplasmose ungefährlich. Großen Schaden kann der Parasit aber bei Ungeboren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem anrichten. Ein genetisch veränderter Parasit, dem ein essentielles Protein fehlt, soll vor einem anschließenden Kontakt mit virulenten Vertretern schützen und möglicherweise zum Impfstoff werden.
Haben Sie eine Katze oder mögen Sie Mettbrötchen? Dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Sie bereits Bekanntschaft mit dem Parasiten Toxoplasma gondii gemacht haben, denn die Protozoen fühlen sich in den schmusigen Haustieren, aber auch in rohem Fleisch besonders wohl.

Aber keine Angst. Gefährlich wird die Infektion erst dann, wenn das eigene Immunsystem geschwächt ist oder, ein ganz heikler Fall, sich eine Schwangere im letzten Schwangerschaftsdrittel mit dem Erreger infiziert, ohne bereits mit Antikörpern gegen ihn ausgestattet zu sein. Dann drohen dem Fötus schwerwiegende Gesundheitsstörungen.

Schützen kann sich man sich nur durch Verzicht. Keine Mettbrötchen, das Filet lieber gut durchbraten als bluttriefend auf den Teller legen und sich vom Katzenklo fern halten. Immerhin könnte es bald eine Impfung gegen Toxoplasma gondii geben.

Barbara Fox und David Bzik von der Dartmouth Medical School haben nun einen Parasitenstamm kreiert, dem ein essentielles Protein abhanden gekommen ist. Damit verliert der Parasit die Möglichkeit, seine Erbinformation zu vervielfältigen und wird so zu einem harmlosen Vertreten seiner Art.

Um auf der sicheren Seite zu sein, bedienen sich die meisten Organismen zweier unterschiedlicher Wege, um ihr genetisches Material zu erhalten. Zum einen stellen sie die Bausteine Adenin, Tymidin, Cytosin und Guanin in einem entsprechenden Syntheseweg selbst her, zum anderen gewinnen sie diese Stoffe aus ihrer Umgebung. Toxoplasma gondii fehlt die zweite Möglichkeit. Er ist völlig auf sich gestellt.

Diesen Engpass haben sich die Genetiker zunutze gemacht und ein wichtiges Enzym dieses Syntheseweges ausgeschaltet: die so genannte Carbamoyl-Phosphat-Synthetase II, die eigentlich die Pyrimidine Tymidin und Cytosin bereitstellt.

Den so veränderten Protozoen gingen die Bausteine aus und somit auch die Luft. Mäusen konnten sie keine gefährlichen Infektionen mehr zufügen. Im Gegenteil – die harmlosen parasitären Vertreten schützten die Nagetiere vor einer anschließenden Infektion mit dem normal ausgestatteten Erregern, der sogar eine besonders virulente Variante war.

Fox freut sich: "Diese Mutanten bieten ein großes Potenzial für eine Strategie zur Impfstoffentwicklung." Damit nicht genug. Toxoplasma gondii gehört in eine Familie mit bekannten Familienmitgliedern. Auch das humane Pathogen Cryptosporidium parvum und der Malariaerreger Plasmodium falciparum, der eine besonders heimtückische Form der Tropenkrankheit auslöst, sind mit dem Toxoplasmose-Erreger verwandt. Möglicherweise bietet auch hier das Enzym Carbamoyl-Phosphat-Synthetase II einen Angriffspunkt, den die pharmazeutische Industrie als Ziel für einen Wirkstoff berücksichtigen kann.

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