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News: Gespeicherte Wärme

Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Man packt die im Überfluß vorhandene Wärme des Sommers in einen Speicher und nutzt diese im Winter zum Heizen. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg und die Eberswalder Firma UFE SOLAR GmbH demonstrierten jetzt an einem Labormodell erfolgreich das neue Speicherprinzip auf der Basis von Adsorption.

Seit Anfang 1996 entwickelten die Partner in einem vom Land Brandenburg geförderten Projekt den Sorptionsspeicher. Er speichert Wärme nicht fühlbar, sondern "versteckt" als Bindungsenergie, die bei der Anlagerung von Wasser – der Adsorption – frei wird. "Gegenüber herkömmlichen Warmwasserspeichern kann der Sorptionsspeicher eine vier- bis fünffache Energiedichte erreichen und er kann Wärme verlustfrei über viele Monate speichern", beschreibt Dr. Hans-Martin Henning, Projektleiter am Fraunhofer ISE und Mitarbeiter in der Abteilung Thermische und Optische Systeme, die Vorteile des neuen Systems. Erste Prototypen werden bis Herbst 1999 entwickelt und gehen dann in eine einjährige Versuchsphase.

"Der Sorptionsspeicher ermöglicht eine solare Beheizung im Niedrigenergiehaus und gleichzeitig eine große Gestaltungsfreiheit bei der Architektur", umreißt Walter Mittelbach, Projektleiter bei UFE SOLAR, die angestrebte Anwendung. "Aufgeladen wird der Speicher durch Sonnenkollektoren, die eine Gesamtfläche von etwa 35 Quadratmetern haben sollten. Der Sorptionsspeicher kommt mit einer Grundfläche von sechs Quadratmetern aus und paßt damit in jeden Technikraum. Dieses System deckt dann 90 Prozent des Heizenergiebedarfs, zehn Prozent kommen von einer einfachen Zusatzheizung".

Das Speicherprinzip beruht auf der Eigenschaft einiger hochporöser Materialien wie Silikagel, Wasserdampf stark anzuziehen und unter Wärmeabgabe an die Oberfläche zu binden. Sie werden deshalb oft als Trocknungsmittel in Verpackungen eingesetzt. Die Anlagerung von Wasser heißt Adsorption und beschreibt das Entladen des Sorptionsspeichers im Winter. Umgekehrt wird bei Erwärmung dieses Materials der gebundene Wasserdampf wieder freigesetzt – "desorbiert" –, der Speicher wird geladen. Der Prozeß läßt sich beliebig oft wiederholen, den Wechsel von Be- und Entladung des Sorptionsspeichers besorgen Ventile.

Vom physikalischen Prinzip zum fertigen Produkt ist ein weiter Weg. So fanden die Forscher neue Materialien mit besonders hoher Speicherdichte. Sie entwickelten mit Hilfe von Computersimulation ein Systemkonzept und optimierten die Wärmetauscher. Jetzt beginnt die Prototypentwicklung für die Fertigung und die Erarbeitung eines Logistik- und Gesamtkonzepts für den Vertrieb. Dabei sind auch noch Partner wie Silikagelhersteller gesucht. Das Marktpotential ist groß: So läßt sich das Verfahren auch mit Gebäudekühlung und Brauchwasserbereitung kombinieren.

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