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Drogen: Gesundheitsprobleme durch Surrogatalkohole in Russland

Einer Untersuchung über die Trinkgewohnheiten von 25- bis 54-jährigen Männern aus russischen Industriestädten zufolge, trinken sieben Prozent von ihnen Produkte, die nicht für den Verzehr gedacht sind. Und auch selbstgebrannter "Samogon" macht einen großen Anteil des Alkoholkonsums aus.

In ihrer Studie über die hohe Sterblichkeitsrate in der russischen Bevölkerung untersuchten die Forscher daraufhin die Inhaltsstoffe genauer und verglichen sie mit handelsüblichen Wodkaprodukten. Demzufolge weist hausgemachter Samogon höhere Alkoholgehalte und weit mehr Schadstoffe auf, die Herz- und Leberschäden verursachen können, als handelsübliche Alkoholika. Außerdem wirken Arzneimittel eineinhalbmal und Pflegeprodukte wie Rasierwasser oder Reinigungsmittel zweimal so stark wie Wodka.

Zeitgleich zur Anti-Alkohol-Kampagne Michail Gorbatschows in den 1980er Jahren nahm die Todesrate ab. Die drastische Reduktion der Alkohol-Produktion und des -Verkaufs, Preiserhöhung, Verpflichtung zur Behandlung von Alkoholismus und der Kampf gegen die Schwarzbrennerei ließen die Lebenserwartungen wieder um 3,2 Jahren bei Männern und um 1,4 Jahren bei Frauen steigen, folgern die Wissenschaftler. Die Vorjahre waren von einer langsamen Abnahme geprägt. Mit den Reformen der 1990er Jahre, die den Markt wieder liberalisierten, verschlechterten sich die Werte erneut: Männer starben im Schnitt 4,7 Jahre und Frauen 3,4 Jahre früher. Die Haupt-Todesursachen waren Unfälle und Gewalttaten unter Alkoholeinfluss und Herztod.

Der Leiter der Untersuchung Martin McKee von der europäischen Gesundheitsbehörde an der Schule für Hygiene und Tropenmedizin in London betont in dem Zusammenhang, dass Samogon seit Jahrhunderten Teil der russischen Lebensart ist und auch die Pflegemittel-Industrie vermutlich wissentlich ihre Produkte vermarktet. Diese werden bevorzugt von Menschen in gesellschaftlichen Randgruppen konsumiert.

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