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Gesundheitsrisiko: Menschliches Gehirn enthält zunehmend mehr Mikroplastik

Winzige Plastikpartikel finden sich inzwischen fast überall, auch im menschlichen Körper. Besonders im Gehirn hat deren Konzentration in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen.
Eine Hand hält winzige, bunte Plastikpartikel, die Mikroplastik darstellen, vor einem unscharfen, grünen Hintergrund. Diese Darstellung hebt die Umweltproblematik von Plastikverschmutzung hervor.
In der Umwelt sammelt sich immer mehr Mikroplastik an. Ein Teil davon landet auch im menschlichen Körper.

Im menschlichen Körper lagern sich zunehmend mehr Kunststoffpartikel ab – insbesondere im Gehirn. Zu dem Ergebnis kommt ein Team um Matthew Campen von der University of New Mexico in Albuquerque. Es hatte mehrere Organe von Verstorbenen auf den Gehalt an Mikro- und Nanoplastik untersucht.

Mit Hilfe eines Verfahrens namens Pyrolyse-Gaschromatografie/ Massenspektrometrie (Py-GC/MS), kombiniert mit verschiedenen Mikroskopietechniken, analysierten die Fachleute je 20 bis 28 Gewebeproben aus Leber, Niere und Gehirn von Menschen, die in den Jahren 2016 und 2024 gestorben waren. Dabei fanden sie im Gehirn die meisten Plastikteilchen; 2024 waren es durchschnittlich rund 4760 Mikrogramm pro Gramm Hirngewebe. Die Leber enthielt im Mittel knapp 470 und die Niere rund 670 Mikrogramm Mikro- und Nanoplastik pro Gramm. Acht Jahre zuvor hatte die Konzentration in Gehirn und Leber mit 3420 und 140 Mikrogramm pro Gramm Gewebe noch deutlich darunter gelegen. Nur die Werte für die Niere sind ungefähr gleich geblieben.

In allen Proben dominierte der Kunststoff Polyethylen (PE), wobei mit etwa 75 Prozent aller Plastikpartikel der PE-Anteil im Gehirn am größten war, gefolgt von Polypropylen (PP). Die Fachleute fanden keinen statistischen Zusammenhang zwischen dem Alter der Verstorbenen und der Mikroplastikkonzentration. Demnach scheinen sich die Kunststoffteilchen im Lauf des Lebens nicht im Körper anzuhäufen. Offenbar nimmt ihre Menge im Gewebe eher parallel zum stetig steigenden Vorkommen in der Umwelt zu.

Was richtet Mikroplastik im Gehirn an?

Auf welchem Weg das Mikroplastik ins Gehirn gelangt, ist noch weitestgehend unklar. Ebenfalls nicht abschließend geklärt ist die Frage, welche Bedeutung das für die Gesundheit hat. Studien an Mäusen deuten darauf hin, dass die Partikel feine Blutgefäße im Gehirn verstopfen können.

Campen und sein Team hatten sich zusätzlich Hirngewebe von zwölf Verstorbenen angesehen, die zuvor an Demenz erkrankt waren. Darin befanden sich mit rund 27 200 Mikrogramm pro Gramm deutlich mehr Plastikpartikel als im Gehirn der anderen Verstorbenen. Die Autoren möchten daraus allerdings keine voreiligen Schlüsse ziehen. Denn Demenz geht häufig mit einer gestörten Blut-Hirn-Schranke einher, und das Gehirn der Betroffenen kann Schadstoffe nicht mehr so gut ausscheiden. Demnach könne die hohe Mikroplastikkonzentration auch eine Folge der Erkrankung sein – nicht ihre Ursache.

  • Quellen
Nature Medicine 10.1038/s41591–024–03453–1, 2025

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