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News: Getreide und Soja vom Klima gepuscht

Die Getreide- und Sojaproduktion steigt in den USA seit 1940 kontinuierlich. Doch nicht die kostspieligen Anbaumethoden sind verantwortlich für die rekordverdächtigen Ernten, sondern zusätzliche Hilfe von "außen": Klimaschwankungen haben die Getreideproduktivität in den letzten 20 Jahren stark beeinflusst.
Beim Anbau von Soja und Getreide scheuen amerikanische Farmer weder Kosten noch schweißtreibende Arbeit, um die Erträge zu maximieren. Böden werden aufwendig beackert und mit Düngemittel genährt, Schädlingen der Garaus gemacht und ertragreiche Züchtungen erprobt. Nicht umsonst sind die USA seit vielen Jahren führend in der Getreideproduktion. Dabei kam es in den letzten 20 Jahren immer wieder zu Rekordernten, zur Freude der Farmer und zum Staunen der Wissenschaftler.

Eine Studie belegt nun aber, dass ein überraschend hoher Anteil dieser Ertragssteigerungen nicht das Ergebnis intensiver Bewirtschaftungsmethoden ist, sondern auf das Konto von Klimaschwankungen geht.

Offenbar reagiert der Getreide- und Sojaanbau viel sensibler auf klimatische Änderungen als ursprünglich angenommen. Dabei spielt die Temperatur, als einer von mehreren Klimafaktoren, eine ganz entscheidende Rolle: Sie bestimmt maßgeblich, ob am Ende des Sommers gute oder schlechte Ernten eingefahren werden.

David Lobell und Gregory Asner von der Carnegie Institution und der Stanford University in Washington untersuchten die Daten von Temperatur, Niederschlag und Sonneneinstrahlung im Zeitraum von 1982 und 1998, um herauszufinden, welche Wechselwirkungen zwischen Klima und Getreideproduktion bestehen.

Dabei fiel ihnen auf, dass die Sommermonate in weiten Teilen des Mittleren Westens kühler und feuchter wurden, während gleichzeitig die Ernteerträge in diesem Zeitraum um 30 Prozent anstiegen. Das ist enorm, beweist aber zunächst noch nicht viel. Die Forscher begaben sich auf die Suche nach anderen Regionen mit klimatischen Anomalien, und siehe da, in einem Gebiet der nördlichen Great Plains ereignete sich genau das Gegenteil: Hier wurden die Sommer zunehmend trockener und wärmer, während die Ernteerträge sanken.

Das gab Anlass, alle US-Bezirke mit auffallenden Klima- und Ertragsschwankungen statistisch zu vergleichen – und das Ergebnis war eindeutig: In Regionen mit kühler werdendem Klima stieg die Produktion um 20 Prozent an. Demgegenüber lagen die Ertragssteigerungen durch verbesserte Landwirtschaftsmethoden um 20 Prozent unter den ursprünglichen Erwartungen.

Die Forscher konnten zwischen Niederschlag, Sonnenscheindauer und Ertragsgewinn keine signifikanten Beziehungen ableiten, sie wiesen allerdings nach, dass sich schon geringe Temperaturunterschiede ganz entscheidend auf das Wachstum von Soja und Getreide auswirken. Für die amerikanische Landwirtschaft würde dies in Zukunft bedeuten, dass bei einem Grad Celsius Temperaturanstieg die Ernten um 17 Prozent zurückgehen würden.

Das sind nicht gerade rosige Aussichten für den Corn Belt, der sich mit großer Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten erwärmen wird. Saatgutzüchter nehmen diese Prognose sehr gelassen, denn sie sehen darin den neuen Auftrag, wärmeliebende Pflanzen zu züchten, die unter neuen klimatischen Bedingungen ebenso gut gedeihen.

Die Agrarwissenschaftlerin Cynthia Rosenzweig vom Goddard Institute for Space Studies in New York zweifelt nicht an der Richtigkeit der Studie von Lobell und Asner, warnt jedoch davor, die Auswirkungen der Klimaschwankungen in den USA auf die gesamte Welt zu übertragen. Dafür ist es eindeutig noch zu früh, meinen auch die beiden Forscher. Die Studien müssten erst auch in anderen Regionen der Erde durchgeführt werden.

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