Direkt zum Inhalt

Gewalt als Droge

Bild
Wenn Jugendliche auf ein wehrloses Opfer einprügeln, reagieren sie offenbar nicht nur angestaute Aggressionen und Frustrationen ab. Womöglich bereitet ihnen die Gewalt Lustgefühle wie Sex und Drogen. Darauf deuten Experimente mit Mäusen hin, die Wissenschaftler um Craig Kennedy von der Vanderbilt University in Nashville (Tennessee) jetzt durchgeführt haben. Gewaltakte aktivieren demnach das Belohnungssystem im Gehirn der Tiere.

Für ihre Experimente hielten die Forscher Mäusepärchen in einem Käfig, wobei sie das Weibchen regelmäßig für kurze Zeit gegen eine Maus aus einer anderen Gruppe austauschten. Darauf reagierte der Hausherr stets ungehalten und attackierte den unwillkommenen Gast. Dabei machte ihm diese Rauferei anscheinend Spaß. Das zeigte sich, als ihm die Forscher ermöglichten, per Druck mit der Schnauze auf einen Knopf den Eindringling nach Belieben in den Käfig zurückzuholen, um die Balgerei fortzusetzen. Der Hausherr nutzte das ausgiebig.

Dinge, die wir gerne tun, aktivieren das Belohnungszentrum in unserem Gehirn. Dabei wird der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet. War auch bei der Gewalt des Mäuserichs das Belohnungssystem beteiligt? Um das zu prüfen, verabreichte Kennedys Gruppe der aggressionsverliebten Maus einen Hemmstoff, der die Dopaminrezeptoren blockierte. Tatsächlich erlosch daraufhin deren Interesse an der Rauferei, während ihr sonstiges Verhalten unverändert blieb.

Die Ergebnisse könnten laut Aussage der Forscher die Faszination aggressiver Sportarten wie Boxen erklären. Bezogen auf Jugendgewalt, bedeuten sie unter Umständen, dass der angebliche Auslöser der Aggression in Wahrheit nur ein willkommener Anlass ist, das Lusterlebnis zu wiederholen, das die Ausübung von Gewalt verschafft.

Christoph Marty

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.