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Bedrohte Arten: Gewalt zwischen Berggorillas nimmt zu

Die Berggorillas gelten als gutes Beispiel dafür, wie man bedrohte Arten erhalten kann. Doch inzwischen wächst ihre Zahl langsamer: Der Lebensraum ist zu knapp, die Gruppen geraten immer häufiger aneinander.
Ein Berggorilla-Silberrücken im Virunga-Nationalpark

Das enge Zusammenleben von Berggorillas in einem Nationalpark in Ostafrika weckt bei ihnen Aggressionen und bremst Forschern zufolge das Wachstum des Bestands. »Die Virunga-Gorillapopulation hat sich seit fast 40 Jahren vergrößert, ihr Lebensraum aber nicht«, sagt Damien Caillaud, Primatenforscher an der University of California in Davis und Mitautor einer aktuellen Studie. So kämen die einzelnen Gruppen häufiger in Kontakt – und dieser Kontakt sei oftmals gewalttätig, erläutern er und seine Kollegen im Fachjournal »Science Advances«. In der Folge ist demnach zwischen 2000 und 2017 die Sterblichkeit unter Jungtieren stark gestiegen und das jährliche Wachstum des Bestands um etwa die Hälfte gesunken.

Die Wissenschaftler des Dian Fossey Gorilla Fund und der University of California in Davis hatten über 50 Jahre gesammelte Daten von mehr als 400 Berggorillas im Virunga-Massiv an der Grenze von Ruanda, Uganda und dem Kongo analysiert. Während eine durchschnittliche Gorillagruppe zehn Individuen zähle, hätten in den drei ursprünglichen Verbänden 25 bis 65 Gorillas gelebt, darunter bis zu acht Silberrücken. Sie spalteten sich mehrfach, als jüngere Silberrücken – erwachsene männliche Gorillas – begannen, die älteren Anführer herauszufordern. Aus den drei Gruppen im Jahr 2006 seien inzwischen elf kleinere im selben Gebiet geworden, schreiben die Forscher.

In andere Gegenden ausweichen könnten neu entstehende Gruppen nicht, weil diese landwirtschaftlich genutzt oder von anderen Gorilla-Gruppen bewohnt werden. Für so viele Gruppen sei das Gebiet aber zu klein. Während Auseinandersetzungen zwischen Gruppen vor 2007 selten gewesen seien, komme es nun so häufig dazu, dass sie kaum noch zu dokumentieren seien, berichtet Winnie Eckardt vom Dian Fossey Gorilla Fund.

Berggorillas | Bei einem Zusammentreffen von zwei Gruppen kommt es oft zu aggressiven Auseinandersetzungen, die besonders für Jungtiere tödlich enden können.

»Wegen der ungewöhnlich hohen Dichte an Gorillas befürchten Wissenschaftler, dass die Aggression zwischen den Gruppen und der Stress das Wohl der Tiere signifikant beeinträchtigen werden«, sagt Caillaud. Entscheidend sei dabei weniger die Zahl der Tiere in einer Gruppe als die Dichte der Gruppen in einem Gebiet. 100 Gorillas, die in drei Gruppen leben, benötigten wahrscheinlich weniger Raum als 100 Gorillas, die in zehn Gruppen leben.

Der Virunga-Bestand umfasst derzeit insgesamt etwa 600 Tiere. In den frühen 1980er Jahren hatte es in dem lediglich 430 Quadratkilometer großen Waldgebiet geschätzt nur noch etwa 250 Berggorillas gegeben. Weltweit gibt es der International Union for Conservation of Nature (IUCN) zufolge etwas mehr als 1000 Berggorillas. Sie leben in nur zwei Gebieten in Ostafrika: im Virunga-Massiv und in der Region Bwindi-Sarambwe. Die Tiere waren und sind vor allem durch Wilderei bedroht.

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