Direkt zum Inhalt

News: Gewogen und für zu leicht befunden

Neugeborene, die mit einem zu niedrigen Geburtsgewicht zur Welt kommen, haben keinen leichten Stand im Leben. Die Säuglingssterblichkeit unter diesen Kindern ist sehr hoch, und auch später haben sie häufig mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Wissenschaftler haben nun eine genetische Ursache für die 'Fliegengewichte' gefunden: Wenn ein bestimmtes Gen im Körper der Mutter verändert ist, bringt ihr Nachwuchs nicht genug auf die Waage. Der genaue Mechanismus ist aber noch ungeklärt.
Ein zu niedriges Geburtsgewicht ist nicht nur eine der häufigsten Ursachen für den Tod von Neugeborenen. Oft holen die Betroffenen diesen Mangel in ihrem ganzen Leben nicht mehr auf, und einigen der 'Leichtgewichte' drohen später Herzinfarkt, Bluthochdruck und Typ II-Diabetes.

Die Arbeitsgruppe um Berthold Hocher von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie hat nun in Zusammenarbeit mit der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Charité eine bisher unbekannte genetische Grundlage für geringes Geburtsgewicht gefunden, welche die bereits bekannten Ursachen ergänzt. Danach ist Untergewicht bei Neugeborenen zu erwarten, wenn bei den Müttern das Gen für das so genannte G-Protein verändert ist (The Lancet vom 8. April 2000). Diese Familie von Proteinen ist an der Signalübertragung beteiligt.

Die Wissenschaftler untersuchten die weißen Blutkörperchen in Blutproben von 181 Frauen, die etwa 30 Jahre alt und gesund waren und nicht rauchten. Zusätzlich prüften sie auch Blutproben von 113 Babies. Dabei stellten die Forscher fest, dass sich die Proteinvariante 825-T, bei der in der Seitenkette des Moleküls Aminosäuren und Peptidstrukturen fehlen, entscheidend auf das Geburtsgewicht von Neugeborenen auswirkt: Weisen die Mütter nämlich die verkürzte Version auf, dann tragen sie Kinder aus, die um mehr als 200 Gramm leichter sind als die Babys von Müttern mit den normalen G-Proteinstrukturen. Dabei ist es offenbar bedeutungslos, welche Version das Neugeborene trägt.

Nun muss geklärt werden, so Hocher, auf welchem Wege die G-Protein-Variante den Stoffwechsel der doch offenbar gesunden Mütter beeinflusst und sich damit auf das Wachstum des Kindes auswirkt.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.