Direkt zum Inhalt

Gewohnheiten: Lieber nochmal Altbewährtes

Wie experimentierfreudig Menschen sind, hängt offenbar auch davon ab, was die Zukunft bringt: Erwartet man, sich künftig einschränken zu müssen, wählt man lieber das, was man schon kennt und für gut befunden hat.
Freunde sitzen an einem Tisch und essen Pizza.
Wenn absehbar ist, dass Essengehen in nächster Zeit ausfällt, wählen viele Menschen lieber noch einmal die Pizza vom Lieblingsitaliener, als sich auf etwas Neues einzulassen.

Ins Lieblingsrestaurant oder stattdessen einmal den gut besprochenen Italiener ausprobieren? Laut einer Studie von Forschern der University of Chicago Booth School of Business hängt unsere Entscheidung auch davon ab, ob wir in nächster Zeit noch ein weiteres Mal Essen gehen können. Yuji K. Winet und Ed O'Brien führten acht Experimente mit knapp 6000 Teilnehmern durch und fanden heraus, dass wir zu Altbewährtem neigen, wenn ein vorläufiges Ende abzusehen ist – etwa durch eine stressige Phase im Beruf oder wenn Restaurants pandemiebedingt schließen müssen.

Im ersten Experiment sollten 1124 Probanden angeben, ob sie etwas Neues ausprobieren wollten oder lieber eine bewährte Freizeitaktivität wiederholen möchten. Ein Teil der Versuchspersonen sollte sich dabei vorstellen, dass es die letzte Möglichkeit für eine Weile wäre, dieser Aktivität nachzugehen. Sie entschieden sich häufiger für die bekannte Variante.

In den Folgeexperimenten erweiterten Winet und O'Brien die Szenarien. Unter anderen Freiwilligen verlosten sie Gutscheine für Restaurants. Wenn die Probanden daran denken sollten, wie selten sie im nächsten Monat dazu kämen, diese einzulösen, entschieden sie sich häufiger für ein Etablissement, in dem sie schon einmal waren. Die Wissenschaftler fanden auch Menschen, die Neujahrsvorsätze gefasst hatten (etwa »Um weniger zu essen, will ich auf Restaurantbesuche verzichten«). Zum Jahresende neigten sie dazu, dem Lastern zum Abschied noch einmal in einem bekannten Lokal zu frönen, anstatt eine neue Gaststätte auszuprobieren. Ein paar Monate später – ohne ein bevorstehendes Ende in Sicht – schien ihre Neugier wieder geweckt: Nun tendierten sie zu etwas Unbekanntem.

Früher Untersuchungen ergaben immer wieder, dass Menschen mehr Spaß daran haben, neue Sachen zu wagen als gewohnte Dinge zu tun. Was ändert sich also, wenn etwas zu Ende geht? Durch weitere Befragungen anderer Versuchspersonen fanden Winet und O'Brien heraus, dass die Entscheidung für Bewährtes darauf zurückzuführen ist, dass man nicht das Risiko eingehen möchte, enttäuscht zu werden. Stattdessen tut man lieber etwas, was mit einer persönlichen Bedeutung aufgeladen ist.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.