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Infektionskrankheiten: Gezielte RNA-Blockade bremst Hepatitis C

Ein Forscherteam um Robert Lanford vom Southwest National Primate Research Center in San Antonio hat erste Erfolge mit einem neuartigen Wirkstoff gegen Hepatitis C erzielt. In einem Versuch mit vier chronisch infizierten Schimpansen bremste der mikro-RNA-Blocker SPC3649 das Virus dauerhaft und offenbar nebenwirkungsfrei. Nach der Behandlung besserten sich die Symptome sowie die Werte der infektionsgeschädigten Leber der Tiere.

Der Wirkstoff blockiert die körpereigene mikroRNA miR-12, die fast ausschließlich in Leberzellen produziert und dort vom Hepatitis-C-Virus zweckentfremdet wird. Der Erreger muss dabei an zwei Stellen an der mikro-RNA binden, um seinen eigenen Vermehrungszyklus einleiten zu können. In Zellen, bei denen die miR-12-Moleküle durch das Oligonukleotid SPC3649 verhindert sind, kann das Virus sich aber nicht vermehren und wird dort schließlich unschädlich gemacht.

Dies scheint bei den untersuchten Affen tatsächlich gelungen zu sein, meinen Lanford und Co nach einer Leber-Biopsie der behandelten Tiere. In dem Organ normalisierte sich mit der Behandlung etwa auch die krankheitsbedingte Überregulation von Genen durch Interferone. Die Abwehrstoffe des Immunsystems schüttet der erkrankte Körper in größeren Mengen beim vergeblichen Versuch aus, der Krankheit Herr zu werden.

Hepatitis C wird derzeit meist durch die kombinierte Gabe von so genannten pegylierten Interferonen und dem Virostatikum Ribavirin bekämpft. Das pegylierte, also mit Polyethylenglykol (PEG) verbundene Interferon wird leichter im Körper freigesetzt, es stimuliert dort unspezifisch eine von T-Lymphozyten übernommene natürliche Abwehrreaktion des Organismus gegen Virusinfektionen. Ribavirin ist ein Polymerase-Hemmer, der die Vermehrung von Viren unterbindet. Die Behandlung ist langwierig und kann mit Nebenwirkungen einhergehen, weshalb Wissenschaftler intensiv nach neuen Behandlungsansätzen forschen.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts infizierten sich im Jahr 2008 gut 6000 Menschen in Deutschland neu mit Hepatitis C. Insgesamt wird die Zahl der Virusträger auf 400 000 bis 500 000 geschätzt, da viele Infektionen zunächst nicht erkannt und schnell behandelt werden und dann einen chronischen Verlauf nehmen. Zu den bedrohlichsten Spätfolgen zählen Leberzirrhosen. (jo)

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  • Quellen
Lanford, R. E. et al.: Therapeutic Silencing of MicroRNA-122 in Primates with Chronic Hepatitis C Virus Infection. In: Science 10.1126/science.1178178, 2009.

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