Giftschlangen: Warum das Gift der Mamba doppelt tödlich ist

Jedes Jahr sterben zahlreiche Menschen in Afrika am Biss einer der vier Mambaarten; unter diesen gilt die Schwarze Mamba (Dendroaspis polylepis) als eine der gefährlichsten Schlangen der Erde überhaupt. Selbst die gängigen und im Laborversuch sehr wirksamen Gegengifte sorgen nicht immer dafür, dass Betroffene überleben. Lee Jones von der University of Queensland in St. Lucia und sein Team haben herausgefunden, warum das so ist: Das Toxin ist komplexer zusammengesetzt als bislang bekannt und setzt gleich an zwei unterschiedlichen Punkten bezüglich der Funktion des Nervensystems an.
Wird man von einer Schwarzen Mamba, einer Grünen Mamba (Dendroaspis viridis) oder einer Jameson-Mamba (Dendroaspis jamesoni) gebissen, kommt es zu einer lebensbedrohlichen schlaffen Lähmung aufgrund einer Blockade von Azetylcholinrezeptoren durch Alpha-Neurotoxine. Gängige Antivenome können dem entgegenwirken.
Allerdings reicht das nicht, denn eine weitere Gruppe von Giftkomponenten, die nur in Mambas vorkommenden Dendrotoxine, setzt an einer zweiten Stelle an, die das Gegengift nicht adressiert: Durch präsynaptische Toxizität löst das Gift zusätzlich krampfartige (spastische) Lähmungen aus – eine Wirkung, die man bislang nur nach dem Biss der Gewöhnlichen Mamba (Dendroaspis angusticeps) beobachtet hatte. Die Stoffe blockieren spannungsgesteuerte Kaliumkanäle in den Zellen, was unter anderem zu schweren Herzrhythmusstörungen bis hin zum Tod führen kann. Diese zweite Wirkung wird bei Bissen der drei anderen Mambaspezies aber durch die rasch einsetzende schlaffe Lähmung neutralisiert und damit überdeckt.
Das erkläre das über lange Zeit rätselhafte Symptom bei Patienten nach einem Mambabiss, die sich nach Gabe des Gegengifts zuerst zu erholen scheinen: Muskelspannung und Beweglichkeit nehmen wieder zu, doch dann bekommen sie rasch schmerzhafte und unkontrollierte Krämpfe und spastische Lähmungen. Das Schlangengift blockiert also erst die Reizübertragung zu den Muskeln, nach Gabe des Gegenmittels überaktiviert es dann aber die Muskeln, da nun die Wirkung der Dendrotoxine nicht mehr überdeckt wird.
Zusätzlich erschwert wird die Entwicklung geeigneter Gegenmittel dadurch, dass sich diese komplexe Giftwirkung bei Mambapopulationen der drei Arten auch noch regional unterscheidet, etwa jene der Schlangen in Kenia gegenüber Artgenossen, die in Südafrika leben. Damit müssten die Medikamente je nach Herkunftsgebiet der Tiere unterschiedlich angepasst werden.
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