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Polarforschung: Gigantische Täler unter dem Eis entdeckt

Das mächtige Eis der Antarktis verbirgt hohe Berge und weite Täler. Geologen konnten nun drei weitere Vertiefungen ausfindig machen.
Antarktis ohne Eis

Fast fünf Kilometer mächtig ist der Antarktische Eisschild an manchen Stellen – genug, um ausgedehnte Gebirge darunter zu verbergen. Und trotz der Fortschritte in den letzten Jahren ist das Relief des Südkontinents unter dem Eis immer noch nicht vollständig enthüllt. Das belegt eine neue Studie in den »Geophysical Research Letters« durch Kate Winter von der Northumbria University in Newcastle upon Tyne und ihr Team. Die Wissenschaftlerin hat zusammen mit ihren Kollegen den südlichen Abschnitt der Weddell-Ross-Gletscherscheide analysiert. Diese Region wurde von Schwerefeldmessungen aus dem All bislang nicht erfasst, weshalb Winter und Co auf Daten von Überflügen mit speziell ausgerüsteten Flugzeugen angewiesen sind.

Damit spürten sie drei riesige Täler nebst den dazugehörigen Höhenzügen auf, welche die beiden wichtigsten Gletschergebiete der Erde voneinander trennen: den West- und den Ostantarktischen Eisschild. Die Gebirge verhindern, dass Eis aus dem Osten nach Westen und zur dortigen Küste fließen kann. Mit voranschreitender Erderwärmung und Eisverlust am Weddell-Meer könnten die Täler jedoch den Eisabfluss in der Westantarktis kanalisieren und zusätzlich beschleunigen, da sie zum großen Ronne-Schelfeis hinführen, warnen die Wissenschaftler.

Wo die Täler sind | Der Kreis markiert die Region, in der die Forscher drei neue mächtige Täler unter dem Eis ausgemacht haben.

Das größte Tal, Foundation Trough genannt, ist 350 Kilometer lang und 20 Kilometer breit. Danach folgt Patuxent Trough mit einer Länge von 320 Kilometern und 15 Kilometer Breite, während das Offset Rift Basin »nur« 150 Kilometer lang, dafür aber 30 Kilometer breit ist. Die Wissenschaftler hatten zwar damit gerechnet, unter diesem bisher weißen Fleck der Landkarte ein Gebirge zu finden, sie waren jedoch überrascht von den tatsächlichen Dimensionen. Die Täler sind wahrscheinlich tektonischen Ursprungs, wurden aber wohl während des Oligo- und Miozäns vor rund 7 bis 30 Millionen Jahren von Gletschern verbreitert und ausgeformt. Das Eis war in der Antarktis damals vermutlich weniger mächtig, doch dafür dynamischer. Heute wirkt das dicke Gletscherpaket dagegen eher schützend und verhindert einen weiteren Abtrag – zumindest gilt das für Faltengebirge wie das Gamburtsev-Gebirge, das seine Form trotz der Vereisung seit fast 35 Millionen Jahren hält.

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