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Covid-19: Gleichung soll Infektionen in Schulen vorhersagen

Fachleute finden einen Zusammenhang zwischen positiven Tests und symptomlos infizierten Kindern. Das soll Entscheidungen über Schulöffnungen erleichtern. Ob das wirklich funktioniert, ist allerdings unklar.
Mehrere Schulkinder beim Hüpfen auf einem Spielplatz.

Aktuelle Infektionsdaten und eine einfache mathematische Beziehung – das soll nach Ansicht einer Arbeitsgruppe ausreichen, um die Zahl infizierter Kinder an einer Schule einzuschätzen. Bei einer Studie über den Anteil asymptomatisch infizierter Kinder will das Team um Ana Marija Sola von der University of California in San Francisco auf einen Zusammenhang mit allgemein nachgewiesenen Infektionen gestoßen sein. Routinetests an 33 000  Kindern und Jugendlichen in den USA zeigten, dass diese Beziehung nicht nur in allen untersuchten Regionen gilt, sondern auch Vorhersagekraft hat, berichtet die Gruppe nun in »JAMA Pediatrics«.

Die Untersuchung nutzt die Tatsache, dass Kinder, die in eine der 28 betrachteten Kliniken kommen, routinemäßig auf Sars-CoV-2 getestet werden. Die erhaltene Formel habe die jeweiligen Zahlen symptomloser Infektionen in einer neuen Stichprobe von 15 000 untersuchten Kindern innerhalb der Fehlergrenzen korrekt angegeben. Man könne diese Beziehung nutzen, um die Wahrscheinlichkeit einzuschätzen, dass ein infiziertes Kind in einer Schulklasse sei, schreibt das Team um Sola.

Das Ergebnis könne lokalen Behörden die Möglichkeit geben, schnell und einfach die Häufigkeit von asymptomatischen Infektionen bei Kindern einzuschätzen, schreibt die Arbeitsgruppe. Diese Zahl können man dann nutzen, um Richtlinien für staatliche Institutionen wie Schulen festzulegen. Allerdings bietet der Zusammenhang nur ein sehr grobes Bild: Die Unsicherheiten sind wegen der insgesamt geringen Zahlen – in der Stichprobe von 33 000 Kindern waren nur etwa 250 asymptomatisch infiziert – sehr hoch.

Außerdem ist unklar, ob die in Kliniken erhaltenen Ergebnisse wirklich auf Schulen übertragbar sind – die untersuchten Kinder also repräsentativ für die Gesamtbevölkerung sind. Dagegen spricht zum Beispiel, dass das US-amerikanische Gesundheitssystem für ärmere Menschen weniger zugänglich ist. Geprüft hat das Team um Sola das nicht.

Auf Deutschland sind die Ergebnisse ohnehin nicht übertragbar, denn Demografie, Dynamik der Epidemie und Testzahlen unterscheiden sich von Land zu Land. Ob es auch hier zu Lande einen derartigen Zusammenhang gibt, wie er im Detail aussieht und wie gut er statistisch abgesichert ist, müsste eine eigene Studie ermitteln. Ganz abgesehen von der Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, eine solche Zahl zur Grundlage der Entscheidung zu machen.

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