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News: Globale Erwärmung auf Triton

Wir Erdbewohner sind nicht die einzigen, die eine Erwärmung der Atmosphäre erleben. Forschern zufolge hat sich Triton, der größte Mond des Planeten Neptun, offenbar seit dem letzten Besuch der Voyager-Sonde im Jahre 1989 bedeutend erwärmt. Durch die Erwärmung verdunstet ein Teil der aus gefrorenem Stickstoff bestehenden Oberfläche des Mondes, wodurch die dünne Atmosphäre des Mondes dichter wird.
Der Mond geht einem ungewöhnlich warmen Sommer entgegen, wie es im Verlaufe mehrerer hundert Jahre jeweils nur einmal vorkommt. Das meinen James L. Elliot und seine Kollegen vom Massachusetts Institute of Technology, Lowell Observatory und Williams College (Nature vom 25. Juni 1998). Sie vermuten, daß der Trend zur Erwärmung bei Triton auf saisonale Veränderungen in der Absorption des Sonnenenlichtes durch die polaren Eisdecken des Neptunmondes verursacht wird.

"Auf Triton ist mindestens seit 1989 eine Periode globaler Erwärmung zu verzeichnen. Prozentual betrachtet, ist der Anstieg sehr groß", sagte Elliot, Professor für Geo-, Atmosphären- und Planetenwissenschaften und Direktor des Wallace Astrophysical Observatory. Die Steigerung um 5 Prozent auf der absoluten Temperaturskala von rund -236 Grad Celsius auf etwa -234 Grad Celsius entspräche einem Temperatursprung auf der Erde von ungefähr 12 Grad Celsius.

Triton ist für das Studium von Ursachen und Folgen globaler Erwärmung ein einfacheres Objekt als die Erde. "Allgemein gibt es im Sonnensystem folgende Regel: Wenn wir ein so komplexes Problem wie die globale Erwärmung verstehen wollen, bei dem wir die Variablen nicht selbst bestimmen können, dann gilt: Je extremer die zu studierenden Fälle, um so sicherer können wir bei bestimmten Faktoren sein", erläuterte Elliot. "Bei Triton können wir die Veränderungen aufgrund seiner einfachen, dünnen Atmosphäre klar wahrnehmen."

Der Mond geht einem extremen, südlichen Sommer entgegen, einer Periode, die nur alle paar hundert Jahre auftritt. In dieser besonderen Zeit empfängt die südliche Hemisphäre des Mondes mehr direktes Sonnenlicht als gewöhnlich.

Elliot und seine Kollegen sind der Ansicht, daß sich Tritons Temperatur erhöht hat, weil es Anzeichen dafür gibt, daß der Druck der Atmosphäre angestiegen ist. Aufgrund der ungewöhnlich starken Korrelation zwischen der Oberflächentemperatur des Eises und dem Atmosphärendruck haben die Wissenschaftler auf eine Temperatursteigerung von 1,7 Grad Celsius über neun Jahre geschlossen. Als Grundlage dienten Daten über den gestiegenen Druck. Jedes Stück Eis, das sich auf Triton ein wenig erwärmt, erhöht den Atmosphärendruck beträchtlich, da das verdampfte Gas in die Atmosphäre gelangt.

Die Wissenschaftler nutzten im November 1997 einen der drei Fine Guidance Sensors des Hubble-Teleskops, um Tritons Atmosphärendruck zu messen, als der Mond sich vor einem Stern entlang bewegte. Zwei der Sensoren werden normalerweise benutzt, um das Teleskop fortwährend auf einen Zielstern auszurichten, indem sie die Helligkeit von Führungssternen überwachen. Der dritte Sensor kann als wissenschaftliches Instrument dienen.

In diesem Falle maß der Führungssensor die graduelle Abnahme der Helligkeit des Sterns, während Triton sich vor ihm vorbei bewegte. Das Sternenlicht wurde immer schwächer, als es Tritons dichtere Atmosphäre passierte, und schließlich völlig abgeblockt, als der Mond den Stern total abdeckte.

Aufgrund der Entdeckung, daß Tritons Atmosphäre dichter geworden ist, konnten die Wissenschaftler schlußfolgern, daß die Temperatur des Eises auf seiner Oberfläche zugenommen hat. "Die Druckzunahme impliziert eine gestiegene Temperatur", schrieb Elliot. "Bei dieser Zunahme hat sich die Atmosphäre in ihrer Masse seit dem Zusammentreffen mit Voyager zumindest verdoppelt." Genau wie bei der Erde besteht die Triton-Atmosphäre vor allem aus molekularem Stickstoff. Der Oberflächendruck indes ist viel geringer als der auf unserem Planeten – er entspricht einem Druck, wie er auf der Erde in 72 Metern Höhe herrscht.

In ihrem Artikel erwähnen Elliot und seine Kollegen noch zwei andere mögliche Erklärungen für das wärmere Wetter auf Triton: Die Frostbildung könnte sich auf der Oberfläche mit den Jahren ein wenig verändert haben, so daß sie vielleicht mehr Sonnenwärme absorbiert. Auch ein verändertes Rückstrahlungsvermögen des Eises auf Triton kann den Mond veranlaßt haben, mehr Hitze zu absorbieren. "Bei dieser Kälte ist eine globale Erwärmung ein willkommener Trend", meinte Elliot.

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