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Nuklearwaffen: Globaler "nuklearer Winter" auch durch regionalen Atomkrieg

Auch ein örtlich begrenzter Atomkrieg mit etwa einhundert 15-Kilotonnen-Bomben hätte katastrophale Auswirkungen auf das Weltklima – weit über das eigentliche Konfliktgebiet hinaus. Das ergaben die Simulationen eines Forscherteams um Owen Toon von der Universität von Colorado in Boulder. Rund 2,6 bis 16,7 Millionen Menschen weltweit könnten den Folgen der Klimaveränderung zum Opfer fallen, berechneten die Wissenschaftler, die sich vor allem auf die Folgen des Rauchs konzentrierten, der durch Feuerstürme in den getroffenen Städten in die Atmosphäre gelangen würde.

Zuvor hatten sie ihre Klimamodelle anhand bekannter Daten über die Auswirkungen von Vulkanausbrüchen geeicht, denn große Eruptionen haben ähnliche Konsequenzen für das Klima, da auch sie sehr große Mengen von Staub und Asche in die Atmosphäre ausstoßen. Eine einjährige Absenkung der Durchschnittstemperatur und dadurch bedingte Ernteausfälle und Hungersnöte folgten beispielsweise auf die Eruption des indonesischen Vulkans Tambora im Jahr 1815, die als eine der größten der letzten fünfhundert Jahre gilt. Doch ein Atomkrieg in dem von den Autoren beschriebenen Umfang würde das Klima sogar noch gravierender und langanhaltender aus dem Gleichgewicht bringen, ergaben die Berechnungen.

Den Forschern zufolge nähre das "Säbelrasseln" der jungen Atommächte Nordkorea, Indien und Pakistan sowie wachsende Spannungen im Mittleren Osten die Befürchtung eines derartigen regionalen Atomkonflikts. Bis zu vierzig Länder könnten aus ihren Plutoniumvorräten ein ausreichend großes Nuklearwaffenarsenal aufbauen. Mit fünfzig Bomben des Hiroshima-Typs sei die Menge an Sprengkraft, die Toon und seine Kollegen in den Szenarios zugrunde legten, zudem so gering, dass sie selbst die kleinsten Atommächte im Krisenfall aufbringen könnten. (jd)

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