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News: Goldene Böden in riesigen Hallen

Pharao Ramses II. war ein bauwütiger und prunksüchtiger Herrscher. Aber seine 67 Regierungsjahre - und damit war er einer der am längsten regierenden Pharaonen - waren für das alte Ägypten eine Zeit des Wohlstandes. Von der Pracht und dem Reichtum seiner Zeit zeugt der nun entdeckte Wohnpalast des Pharao, inmitten der gigantischen Palaststadt Pi-Ramses.
Während der Regierungszeit Echnatons hatte das ägyptische Reich viele Länder verloren, und Ramses II. hatte es sich zum Ziel gesetzt, wie schon vorher dessen Vater Sethos I., die Länder wieder zurückzuerobern. Die Kriegszüge waren erfolgreich und brachten Gold ins Land – genug, um neue Kriege zu finanzieren und eine rege Bautätigkeit anzukurbeln. Ramses II. war das, was man sich auch heute noch unter einem typischen Pharao vorstellt: Er war ein erfolgreicher Kriegsherr, war in der Kunst bewandert, liebte den Luxus, seine Hauptfrau Königin Nefertari und seine 100 Kinder von Nebenfrauen und Konkubinen.

Pharao Ramses II. regierte von 1290 bis 1224 vor Christus und wurde über 80 Jahre alt, was sehr bemerkenswert ist für die damalige Zeit. Unter seiner Herrschaft wurden viele große Tempelanlagen gebaut und die seines Vaters fertiggestellt. Aber durch seine rigiden Zeitvorgaben trug er dazu bei, daß die Kunst "schlampiger" wurde. Es war keine Zeit mehr, die Säulen der Tempelanlagen so plastisch und kunstvoll zu bearbeiten wie noch in den Jahren zuvor. Trotzdem bewundert jeder Ägyptenreisende jene Kunstwerke, ob in Karnak, Luxor, Sakkara oder Abu Simbel, schon allein wegen ihrer imposanten Größe.

Ramses II. ließ auch an strategisch günstiger Stelle, als Basis für seine Kriegszüge, eine Hauptstadt errichten mit dem bescheidenen Namen "Haus des Ramses": Pi-Ramses (engl. Pi-Ramesse), etwa 100 Kilometer nordöstlich des heutigen Kairo gelegen. Die Ausgrabungsarbeiten der unter Nilschlamm begrabenen Metropole dauern nun schon über zehn Jahre, und man hoffte, auch den sagenumwobenen Palast von Ramses II. zu finden, der so prächtig gewesen sein soll, daß "selbst der Staub auf den Straßen aus Gold war".

Der Grabungsleiter Edgar Pusch vom Pelizäus-Museum in Hildesheim ist sich nun sicher, den Palast gefunden zu haben, nachdem er eine Kartusche, eine Namenstafel, von Ramses II. entdeckt hat. Seine Leute arbeiten schon seit zwei Monaten an der Freilegung eines vergoldeten Fußbodens – bisher 180 Quadratmeter, und es werden wohl noch mehr, was allein schon vom unermeßlichen Reichtum des Pharao zeugt. Der Palast besteht aus verwirrend vielen Räumen mit über zwei Meter dicken Mauern aus Sandziegeln, die mit Stuck verziert und kunstvoll mehrfarbig bemalt sind. Die ägyptischen Baumeister gaben in die Stuckmasse und in den Bodenbelag feinsten Goldstaub hinein, so daß es nirgends eine Stelle ohne Gold gab, und wenn man über den Fußboden lief, wurden Goldpartikel freigesetzt.

Aber alles hat einmal ein Ende, und die Söhne von Ramses II. hielten wohl nicht viel vom Andenken ihres Vaters: Sie rissen den Palast ab, entnahmen größere Goldteile für ihre Zwecke – und bauten auf dem goldstaubenden Fußboden eine 400 Quadratmeter große Pferdestallung.

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