Direkt zum Inhalt

Erfolglose Suche: Google scheitert an kalter Fusion

Das Tech-Unternehmen finanzierte ein mehrjähriges Forschungsprogramm an der umstrittenen Energiequelle. Es fand: nichts. Aber es gibt noch ein Schlupfloch.
Kalte Fusion

Einer vom Technologiekonzern Google finanzierten Initiative ist es nicht gelungen, die lang gesuchte kalte Fusion nachzuweisen – eine mysteriöse Kernreaktion, mit der sich mit verblüffend wenig Aufwand Kernfusion zur Energiegewinnung nutzen ließe. Eine internationale Arbeitsgruppe um Curtis P. Berlinguette von der University of British Columbia in Vancouver hatte sich 2015 mit dem Unternehmen zusammengetan, um das vor 30 Jahren »entdeckte« und seither umstrittene Phänomen systematisch zu untersuchen.

Wie das Team nun in »Nature« berichtet, zeigte sich in den bisherigen Experimenten kein Anhaltspunkt für die kalte Fusion. Das Fazit ist dennoch verhalten positiv: Man habe neue, leistungsfähige Instrumente entwickelt und neue Produktionstechniken für die Versuchsmaterialien etabliert. Außerdem habe die Gruppe die als am günstigsten für die Fusion geltenden Bedingungen nicht erreicht – es gebe also noch Hoffnung.

1989 hatten Martin Fleischmann und Stanley Pons auf einer Pressekonferenz eine Sensation verkündet: Bei der Elektrolyse von schwerem Wasser an Palladiumelektroden werde unter bestimmten Umständen Energie frei. Verantwortlich sei die Fusion von Deuterium zu Helium im Kristallgitter des Metalls, so die plausibelste Hypothese der beiden Forscher.

Das Problem: Im Nachgang ließ sich der Effekt nicht reproduzieren, die Fachwelt verlor bald den Glauben daran. Seitdem haben Wissenschaftlich jedoch immer wieder versucht, der kalten Fusion habhaft zu werden. Doch die seither durchgeführten Experimente brachten keine hinreichenden Belege, dass die Reaktion existiert – nur eine Abfolge von immer exotischeren Bedingungen und Materialien, die man für den sicheren Nachweis der kalten Fusion brauche.

Darunter sind zum Beispiel hochpräzise Messgeräte, die den zusätzlichen Energieausstoß überhaupt hinreichend zuverlässig nachweisen können. Mit Hilfe moderner Verfahren und streng wissenschaftlicher Experimente sollte die von Google finanzierte Studie nun die Voraussetzungen schaffen, um die kalte Fusion endlich festzunageln. Anschließend, so der Plan, sollten die beteiligten Fachleute Referenzversuche zu entwickeln, mit denen sich der Effekt zuerst einmal zuverlässig immer wieder erzeugen und schließlich auch untersuchen ließe. Das hat, wie das Team um Berlinguette berichtet, nicht funktioniert; dennoch sei das Thema weiter untersuchenswert. Man habe viel gelernt und bei Weitem noch nicht das ganze Forschungsfeld abgegrast. Deswegen sei es das Risiko des Scheiterns durchaus wert, an kalter Fusion weiterzuforschen.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.