Direkt zum Inhalt

Zweite Coronavirus-Welle: Grippeimpfstoff könnte weltweit knapp werden

Experten in mehreren Ländern erwägen Massenimpfungen gegen Grippe, um im Herbst die Coronavirus-Bekämpfung zu erleichtern. Doch es gibt nur eine begrenzte Menge Impfstoff.
Junge Frau wird geimpft

Impfstoffhersteller warnen, dass die Nachfrage nach Grippeimpfstoff im Herbst 2020 womöglich das Angebot deutlich übersteigen könnte. Grund sind Überlegungen mehrerer Staaten, als Vorbereitung auf die zweite Coronavirus-Welle die eigene Bevölkerung ganz oder teilweise gegen Influenza zu impfen. Damit soll verhindert werden, dass Gesundheitssysteme und auch die Testinfrastruktur während eines möglichen Coronavirus-Ausbruchs im Herbst und Winter 2020 zusätzlich durch zehntausende Grippefälle belastet werden. Entsprechende Überlegungen gibt es unter anderem in Großbritannien und Spanien; aber auch in Deutschland sprach sich zum Beispiel in Sachsen-Anhalt Ministerpräsident Reiner Haseloff im Landtag für systematische Grippeschutzimpfungen aus. Dadurch werde die Nachfrage nach der Vakzine deutlich steigen, vermuten Fachleute.

Allerdings können die Hersteller nicht kurzfristig beliebig viel zusätzlichen Impfstoff herstellen. Ein Vertreter des Impfstoffherstellers Sanofi sagte gegenüber dem »Guardian«, dass das Unternehmen etwa 20 Prozent mehr Impfstoff produzieren könne. Das werde die Nachfrage aber wohl nicht decken. Das Problem: Die Produktion der Vakzine dauert Monate, deswegen sind die Vorbereitungen bereits vor Beginn der Coronakrise angelaufen. Besonders viel Zeit kostet die Qualitätskontrolle, aber auch bei der Produktion selbst kann es zu Schwierigkeiten kommen, zum Beispiel wenn ein bestimmter Subtyp sich in Eiern langsamer vermehrt. Gleichzeitig ist die Zeit für die Herstellung des Impfstoffs knapp, denn bei der saisonalen Grippe ist erst sehr spät klar, gegen welche der vielen kursierenden Grippeviren geimpft wird.

Um eine möglichst genaue Prognose über die Virenstämme der kommenden Saison abzugeben, warten die Fachleute mit ihrem Urteil so lange wie möglich. Trotzdem liegen sie immer mal wieder daneben, so dass die Impfung einen der häufigsten Erregertypen nicht abdeckt. Am 28. Februar veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation ihre Empfehlung für die kommenden Impfstoffe. Neben den Subtypen A/H3N2 und A/H1N1, die von den Erregern der letzten Grippepandemien 2009 und 1968 abstammen, sollen diesmal auch zwei Varianten der Influenza B enthalten sein – darunter der Typ B/Yamagata, der während der schweren Grippesaison 2017/2018 dominierte.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.