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Große Studie: Klimawandel wird zur Gesundheitsbedrohung

Die globale Erwärmung könnte drastische Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen haben. Eine Forschergruppe hat nun umfassend die Risiken bemessen.
Waldbrände tauchen San Francisco in einen roten Schimmer.
Im Jahr 2020 brannte es in der Region um San Francisco in Kalifornien. Die Feuer färbten den Himmel rötlich.

Die Verwendung von Kohle, Gas und Erdöl beschleunigt nicht nur den Klimawandel – sie verschärft auch die gesundheitlichen Folgen, die mit Erderwärmung, Luftverschmutzung und Extremwetterereignissen einhergehen. So lautet die eindringliche Warnung des »Lancet Countdown 2022«. Die Fachleute des Berichts betonen aber auch, dass sich ein weiterer Anstieg der durch den Klimawandel bedingten Todesfälle und Krankheiten noch verhindern lässt.

»Die Klimakrise bringt uns um«: Angesichts des siebten Jahresberichts des »Lancet Countdown on Health and Climate Change« findet UN-Generalsekretär António Guterres klare Worte. Die Krise untergrabe nicht nur die Gesundheit der Erde, sondern auch die Gesundheit der Menschen auf der ganzen Welt: »Durch giftige Luftverschmutzung, immer weniger Ernährungssicherheit, höhere Risiken für den Ausbruch von Infektionskrankheiten, extreme Hitze, Dürre, Überschwemmungen und vieles mehr.« Tatsächlich zeichnet der seit 2015 erscheinende Bericht ein düsteres Bild der gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, die durch die anhaltende Abhängigkeit von fossilen Energieträgern weiter verschärft würden.

Eine unmittelbare Gefahr sieht der aktuelle Bericht, der von 99 Fachleuten aus 51 Institutionen und UN-Organisationen erstellt wurde, bei der globalen Ernährungssicherheit: Einer Analyse von 103 Ländern zufolge nehmen Tage mit extremer Hitze auf Grund des Klimawandels an Häufigkeit und Intensität zu. Als Folge daraus habe dort die Zahl der Menschen, die von einer mäßigen bis schweren Ernährungsunsicherheit betroffen sind, 2020 um 98 Millionen Menschen höher gelegen als im Schnitt der Jahre von 1981 bis 2010.

Im Zeitraum 2012 bis 2021 sei die jährlich von extremer Dürre betroffene weltweite Landfläche zudem durchschnittlich um 29 Prozent größer gewesen als von 1951 bis 1960. Vor allem für vulnerable Bevölkerungsgruppen wären nahrhafte Lebensmittel künftig nur noch eingeschränkt verfügbar und zugänglich, prognostiziert Umweltökonomin Elizabeth Robinson von der London School of Economics in einer Mitteilung: »Dies ist besonders besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass sich die globalen Lebensmittelversorgungsketten in diesem Jahr erneut als äußerst schockanfällig erwiesen haben, was sich in rapide steigenden Lebensmittelpreisen und einer entsprechenden Zunahme der Ernährungsunsicherheit niederschlägt.«

Hitze kann Atemwegserkrankungen und Schlaflosigkeit bewirken

Extreme Hitze stelle jedoch auch eine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit dar, indem sie etwa Herz-Kreislauf- und Atemwegserkrankungen verschlimmere, negative Auswirkungen auf Schwangerschaften habe und zu Hitzschlag, verschlechtertem Schlafverhalten und schlechter psychischer Gesundheit führe. Darüber hinaus schränke sie die Arbeits- und Bewegungsfähigkeit der Menschen ein, heißt es in dem Bericht. Alles in allem sei die Zahl hitzebedingter Todesfälle im Zeitraum von 2017 bis 2021 im Vergleich zu den Jahren 2000 bis 2004 um 68 Prozent gestiegen. Und schließlich fördere der Klimawandel die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Malaria und Denguefieber.

»Unser diesjähriger Bericht zeigt, dass wir an einem kritischen Punkt angelangt sind«, fasst Marina Romanello, Leiterin des Reports und Forscherin am University College London, zusammen. Vor allem die andauernde Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verschlimmere die beobachteten Befunde, wobei weder Regierungen noch Unternehmen ihre Versprechen einlösten. 2019 hätten beispielsweise 69 der 86 im Bericht betrachteten Regierungen fossile Energieträger effektiv mit einem Nettogesamtbetrag von 400 Milliarden US-Dollar subventioniert. In 31 dieser Länder hätten diese Subventionen mehr als zehn Prozent der nationalen Gesundheitsausgaben ausgemacht.

Der Report macht indes auch Hoffnung: Die Erzeugung erneuerbarer Energien sei zwar noch unzureichend, habe 2020 aber ein Rekordniveau erreicht. Parallel seien die Investitionen in Stromerzeugungsmethoden mit kohlenstofffreien Quellen gestiegen. Insgesamt ließen sich die Auswirkungen des Klimawandels auf die globale Gesundheit abdämpfen. Nötig seien hierfür ein rascher Umstieg auf saubere Energieträger, eine Verbesserung der Luftqualität und Verminderung der Feinstaubbelastung, ein beschleunigter Übergang zu einer ausgewogenen und verstärkt pflanzlichen Ernährung und eine stärkere Begrünung von Städten.

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