Grünbürzel-Sperlingspapageien: Töten, um zu nisten
Werden die Bruthöhlen knapp, schaffen sich die kleinen Grünbürzel-Sperlingspapageien auf rabiate Weise Platz: Sie töten den Nachwuchs eines anderen Papageienpärchens, um das eigene Gelege in deren Nest unterzubringen. Dasselbe geschieht, wenn ein Papagei sich an einen verwitweten Partner bindet und es bereits Stiefküken gibt. Dann, so berichten Biologen im Fachblatt »PNAS«, tötet der neue Partner den Nachwuchs. Allerdings beharren die Tiere nicht in jedem Fall auf die Weitergabe der eigenen Gene: Bisweilen adoptieren sie auch die Stiefküken.
Steven Beissinger von der University of California in Berkeley und Karl Berg von der University of Texas Rio Grande Valley in Brownsville haben 2742 Nester des Grünbürzel-Sperlingspapageis (Forpus passerinus) in Venezuela über 27 Jahre hinweg beobachtet. In dieser Zeit haben erwachsene Papageienvögel in etwa neun Prozent der Nester den bereits geschlüpften Nachwuchs angegriffen oder die Eier zerstört.
Mehr als zwei Drittel der Angriffe resultierten aus einem Mangel an Brutplätzen. Papageienpaare, die sich noch nicht fortpflanzen konnten, töteten die Nachkommen von Vogeleltern, um sie aus deren Bruthöhle zu vertreiben und das Nest zu kapern. Die übrigen Angriffe auf den Nachwuchs der eigenen Art geschahen aus einem anderen Grund: Verlor ein Papageienweibchen seinen Partner und ging eine neue Bindung ein, tötete das Männchen den Nachwuchs seines Vorgängers.
Doch so oft die neuen Ehemänner die nicht verwandten Küken töteten, so oft adoptierten sie diese auch. Sie erreichten damit einen unerwarteten Vorteil gegenüber den Geschlechtsgenossen, die sich keine Witwen gesucht hatten: Die meist jungen Männchen konnten sich mit der verwitweten Partnerin früher fortpflanzen als ihre Konkurrenten. Dennoch betonen Beissinger und Berg, dass die Adoption von Stiefküken und deren Tötung für männliche Papageien gleichermaßen von Vorteil zu sein scheinen.
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