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News: Grüne Äpfel

Nicht erst seit BSE sind "ökologisch-dynamische" Nahrungsmittel in aller Munde. Nichtsdestotrotz haben alternative Methoden der Landwirtschaft immer noch einen schweren Stand, lastet auf ihnen doch der Ruf, unwirtschaftlich zu sein. Doch Ökonomie und Ökologie müssen sich nicht ausschließen, wie eine vergleichende Studie jetzt offenbarte: Demnach belasten alternative Obstgärten nicht nur die Umwelt weniger als konventionelle Methoden, sondern sie bringen auch mehr Gewinn. Und - die geernteten Äpfel schmecken auch besser.
So ein knackiger Apfel hat schon was. Herzhaft möchte man zubeißen – doch halt: erst abwaschen. Könnte er doch mit Pestiziden getränkt sein, die unerwünschte Mitesser fernhalten sollen. Vielleicht sollte man lieber zu Alternativ-Äpfel greifen, sind hier doch Pestizide und chemische Düngemittel verpönt. Leider erweisen sich die Produkte meist als erheblich teurer, da die Gewinnspannen niedriger sind – so zumindest die gängige Meinung.

Doch stimmt das überhaupt? Diese Frage stellten sich auch John Reganold und seine Kollegen von der Washington State University. Die Wissenschaftler legten Obstgärten mit Äpfeln der Sorte Golden Delicious (Malus x domestica) an. Dabei arbeiteten sie jeweils konventionell – mit chemischen Pestiziden und Düngern –, alternativ – mit Kompost und biologischer Schädlingsbekämpfung – oder "integriert" – die beide Methoden mit reduzierten Düngemitteleinsatz kombiniert. In den folgenden sechs Jahren verglichen sie alle ökologischen und ökonomischen Parameter, also nicht nur Kompost- und Chemikalieneinsatz, sondern auch den Energiebedarf, wie beispielsweise den Treibstoffverbrauch der Maschinen. Sie analysierten die physikalischen, chemischen und biologischen Veränderungen der Böden, vermaßen den Wasserverbrauch und prüften die Qualität und Produktivität der Ernte.

Alle drei Systeme erzielten nach sechs Jahren Gewinne. Doch der alternative Obstanbau schlug die konventionellen Äpfel auf ganzer Linie. Er ging nicht nur deutlich schonender mit der Umwelt um, auch wirtschaftlich rentierte er sich besser. Bei den marktüblichen Preisaufschlägen erreicht er den so genannten Break-even Point – bei dem die angehäuften Gewinne die Gesamtinvestition überschreiten – nach neun Jahren, während die beiden Konkurrenzmethoden erst nach 15 bis 16 Jahren an diesen Punkt gelangen. Und nicht zuletzt schnitten die Alternativ-Äpfel auch beim Geschmackstest besser ab: Unbeeinflusste Testesser empfanden sie als knackiger und süßer.

"Dies ist eines der ersten, gut abgesicherten Experimente, das alle Vorteile und Kosten des alternativen Landbaus berücksichtigt", begeistert sich David Tilman von der University of Minnesota. Die Wissenschaftler betonen zwar, dass ihre Ergebnisse nicht unbedingt auf die gesamte Landwirtschaft übertragen werden können. In anderen Bereichen kann die wirtschaftliche Profitabilität deutlich schlechter aussehen. Martin Wolfe von der britischen Wakelyns Agroforestry gibt jedoch zu bedenken, dass bisher nur wenig in die ökonomische Verbesserung der alternativen Landwirtschaft investiert wurde: "Der Forschungsaufwand für alternativen Landbau ist so gering, dass ich mich immer wieder über Leute wundere, die versuchen, beide System zu vergleichen, obwohl sie nicht in der selben Liga spielen. Sobald die Wissenschaft ihren Blick mehr schärft, werden sich die Vorteile des alternativen Landbaus abzeichnen."

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