Naturschutz: Grünes Band statt Eiserner Vorhang
Was in Westdeutschland als "Todesstreifen" bekannt war, nannte sich im Osten schlicht "Schutzstreifen" – Wortschöpfungen, die nun angesichts eines weltweit einzigartigen Naturschutzprojektes eine neue Bedeutung erlangen. Der ehemalige "Eiserne Vorhang" soll zum "Europäischen Grünen Band" werden, das – von Nord nach Süd verlaufend – als Linie des Lebens Ost und West verbindet. Was ist das für eine Idee?

© Martin Schneider-Jacoby, Euronatur (Ausschnitt)
© BUND-Projektbüro Grünes Band (Ausschnitt)
Grünes Band Deutschland | In Deutschland kam die Idee, das Grüne Band entlang des Eisernen Vorhangs zu schützen und Biotope miteinander zu verbinden, bereits kurz nach der Wende auf. Das Bild zeigt das Grüne Band in Mackenrode, im Grenzgebiet zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen.
Ende der Ruhezeit?
Ist es damit jetzt vorbei? Bedeutet die neue politische Freiheit für die Natur das Ende der Ruhezeit? Landwirtschaft, Straßenbau und illegale Jagd sind nur einige der Gefahren, denen diese außergewöhnliche Schatzkammer in einem grenzenlosen Europa ausgesetzt ist. Innerhalb Deutschlands gingen seit der Grenzöffnung bereits 15 Prozent des etwa 1400 Kilometer langen, so genannten "Grünen Bandes" verloren. Von ihren ehemaligen Eigentümern billig zurückgekauft oder auf dem freien Grundstücksmarkt veräußert, wurden die wertvollen Flächen unwiederbringlich umgeackert oder unter Decken aus Asphalt begraben. Dies zeigte eine in den Jahren 2001 und 2002 vom Bund Naturschutz durchgeführte Studie. Doch auch Positives hatten die Ökologen zu berichten: Mehr als drei Viertel der Lebensader waren noch intakt. Etwa 600 seltenen Tier- und Pflanzenarten bietet das ehemalige deutsch-deutsche Grenzgebiet noch heute einen Lebensraum.
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Verlauf des Grünen Bandes | Das "Europäische Grüne Band" zieht sich vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer. Die Initiative wurde im September dieses Jahres offiziell gestartet.
Ehrgeizige Vision
Und was ist nun neu? Dass sich dieser Ansatz in einer noch ehrgeizigeren Vision wiederfindet: dem "Europäischen Grünen Band". Als ein Symbol für Naturschutz und nachhaltige Entwicklung soll sich das längste und größte Verbundsystem der Welt durch Europa ziehen. Um bei der langen Strecke von 6800 Kilometern den Überblick zu wahren, ist es in drei Abschnitte unterteilt: Fennoskandien bildet den nördlichen, Deutschland bis Slowenien den mittleren und der Balkan den südlichen Bereich. Damit nicht jeder sein eigenes Süppchen kocht, hält die Weltnaturschutzorganisation IUCN ganz oben die Fäden zusammen – soweit zumindest die Idee, die sich erst noch bewähren muss. Ziel ist es, Wissen zusammenzutragen und eine gemeinsame Datengrundlage zu schaffen.
© Martin Schneider-Jacoby, Euronatur (Ausschnitt)
Prespasee | Der Prespasee liegt im Dreiländereck Mazedonien-Albanien-Griechenland und gehört zu den Schutzgebieten innerhalb des Europäischen Grünen Bandes.
Schließlich soll das Europäische Grüne Band zu einem lebendigen Denkmal europäischer Geschichte werden und – den Blick auf die Zukunft gerichtet – die Kooperation zwischen den europäischen Staaten fördern. Zu hoffen ist, dass das überaus positive Beispiel der bereits seit zehn Jahren funktionierenden Zusammenarbeit zwischen finnischen und russischen Naturschutzorganisationen auf die anderen Anrainer abfärben wird. Probleme gibt es hier durchaus – schon, wenn es darum geht, eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu schaffen. Denn nicht alle Länder verfügen über ausreichend geschulte Kräfte und finanzielle Mittel, um Kartierungen und Bestandserfassungen auf vergleichbarem Niveau durchführen zu können.
© BUND-Projektbüro Grünes Band (Ausschnitt)
Schwarzstorch | Die meisten Bereiche des Grünen Bandes sind für Besucher zugänglich, doch das Brutgebiet des extrem scheuen Schwarzstorchs ist tabu.
Zähes Kräftemessen
Und der Anfang ist bereits gemacht: Im September dieses Jahres fand im grenzübergreifenden Fertö-Hansag-Nationalpark in Ungarn die erste internationale Tagung statt. Bei dieser Gelegenheit wurde die Initiative offiziell gestartet. Vielleicht ein Aufhänger, die in Deutschland seit Juni letzten Jahres stagnierende Entwicklung wieder in Gang zu bringen.
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Drau | Ein Fluss, der keine Grenzen kennt: Die Drau durchströmt als Nebenfluss der Donau sowohl Österreich als auch Slowenien, Kroatien und Ungarn.
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Bojana/Buna | Die Bojana (serbisch) oder auch Buna (albanisch) markiert fast auf ihrer gesamten Länge die Grenze zwischen Albanien und Montenegro.

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