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Stammzellforschung: Grünes Licht für Mensch-Tier-Hybride

Ein neues Gesetz erlaubt in Japan, Mischwesen mit Menschenzellen bis zur Geburt heranwachsen zu lassen. Nun sollen erste Experimente nach den neuen Regeln beginnen.
Mäuseembryo in der 11. Woche der Schwangerschaft

Der japanische Stammzellforscher Hiromitsu Nakauchi von der Universität Tokio hat von einer Expertenkomission des japanischen Forschungsministeriums grünes Licht erhalten, Mischwesen aus menschlichen und tierischen Zellen bis zur Geburt heranwachsen zu lassen. Bisher wurden zwar in einigen Ländern tierische Embryos mit menschlichen Zellen hergestellt, aber nie ausgetragen. Das soll sich nun ändern. Im Frühjahr 2019 hatte die japanische Regierung die bisherige Regelung revidiert, die verbot, solche Chimären länger als bis zum 14. Tag der Embryonalentwicklung heranwachsen zu lassen. Nakauchi ist der erste Arbeitsgruppenleiter, der nach den neuen Richtlinien arbeiten darf. Er plant nun, Mäuse- und Rattenembryos mit menschlichen Zellen möglichst lange heranwachsen zu lassen. Später sollen Hybridembryos in Schweinen bis zu 70 Tage heranreifen, allerdings sei bis auf Weiteres nicht geplant, dass ein chimäres Tier tatsächlich bis zur Geburt ausgetragen wird. Ziel derartiger Forschung ist es, Tiere zu züchten, bei denen einzelne Organe ausschließlich aus menschlichen Zellen bestehen – diese könnten als Spenderorgane dienen.

Im Jahr 2017 war es Nakauchi bereits gelungen, Insulin produzierendes Bauchspeicheldrüsengewebe von Mäusen in Ratten wachsen zu lassen und es anschließend auf Mäuse zu übertragen. Diese Technik, bei der man die Gene für bestimmte Gewebe im Embryo ausschaltet und die Lücken durch fremde Stammzellen schließen lässt, soll dereinst auch menschliche Spenderorgane bereitstellen. Allerdings funktioniert die Technik umso besser, je enger die beteiligten Arten miteinander verwandt sind – die technischen Hürden beim Kombinieren von Maus und Mensch sind immens. Bei entsprechenden Experimenten mit Schaf- und Schweineembryos kamen auf eine menschliche Zelle mindestens 100 000 Schweinezellen. Der Grund dafür ist unklar. Die japanische Arbeitsgruppe will deswegen in kleinen Schritten vorgehen, um die vielen offenen Fragen rund um die Technik zu klären – darunter, wie man sichergeht, dass im Versuchstier kein menschliches Gehirn wächst. Bis tatsächlich Maus-Mensch-Chimären irgendwo in einem Käfig herumhüpfen, werde es jedenfalls noch eine Weile dauern, davon sind Fachleute überzeugt.

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