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News: Gut geschüttelt

Seit nunmehr bald hundert Jahren rätseln Geologen, warum Bäche und Flüsse nach Erdbeben mitunter Tage oder Wochen mehr Wasser führen. Offenbar wird der Untergrund dabei nicht gepresst oder gezerrt, sondern geschüttelt.
Liquefaction
Seit dem katastrophalen Erdbeben von San Francisco im Jahre 1906 beobachten Wissenschaftler immer wieder, dass Flüsse nach größeren Beben mehr Wasser führen - obschon es nirgends geregnet hat. Wie es dazu kommt, ist Geologen seither ein Rätsel. Manche vermuten, dass die wasserführenden Schichten bei Beben zusammengedrückt werden und das darin gebundene Wasser auspressen. Andere hingegen glauben, Erdbeben würden im Untergrund Risse und Klüfte schaffen, entlang derer mehr Grundwasser fließen kann.

Doch weder das eine noch das andere ist richtig, meint jedenfalls eine Arbeitsgruppe um Michael Manga von der University of California in Berkeley. Die Forscher hatten sich in den Süden Kaliforniens aufgemacht, wo das Tal des Sespe Creek seit 1928 fast 50-mal von schweren Erdbeben heimgesucht wurde, und verglichen die Seismogramme der Region mit den Aufzeichungen über Fließgeschwindigkeiten und Wasserständen im Sespe Creek.

Und dabei stellten sie fest, dass der Bach nur nach heftigen Beben der Stärke sechs und sieben auf der Richterskala leicht anstieg, während bei leichteren Beben gar nichts passierte.

Zurück im Labor füllten die Wissenschaftler daraufhin Behälter mit nassen Sanden, stellten sie auf einen Rüttler und simulierten auf diese Weise die Erschütterungen durch ein Erdbeben. Und tatsächlich, genau wie im Sespe Creek auch, bedurfte es einer ähnlich hohen Energie, um aus dem beinahe wassergesättigten Sediment eine geringe Menge Wasser freizusetzen.

Diese so genannte Bodenverflüssigung bei Erdbeben ist nichts Neues und bei Erdbeben insbesondere auf feuchtem Sand gefährlich. Häuser sinken dann mitunter förmlich in den zuvor stabilen Untergrund ein. Denn durch die Erschütterungen drängen sich die einzelnen Sandkörner dichter zusammen, der Porenraum wird kleiner und ein geringer Teil des darin enthaltenen Wassers entweicht.

Manga und seine Kollegen vermuten nun, dass diese Verflüssigung nicht nur in oberflächennahen Schichten erfolgen kann, sondern auch im tieferen Untergrund, wo die Wassergehalte ausreichend hoch sind, dass infolge von Erdstößen zuvor gebundenes Wasser mobil wird - und schließlich in den nächsten Fluss strömt.

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