Direkt zum Inhalt

News: Gute Erd', du gehst so stille...

Die japanische Weltraumbehörde JAXA macht wieder mit spektakulären Bildern ihrer Mondsonde Kaguya auf sich aufmerksam: Diesmal präsentierte sie Filme vom Auf- und Untergang der Erde über dem zerklüfteten Horizont des Mondes.
Vor 35 Jahren kamen wir zuletzt in den Genuss einer vergleichbaren Szene, als im Dezember 1972 die Astronauten der Mission Apollo 17 in einer Umlaufbahn um den Erdtrabanten unseren Heimatplaneten auf- und untergehen sahen und ihn dabei ausgiebig photographierten. Nun sind wir wieder zurück, oder besser gesagt, die japanische Sonde Kaguya "beamt" uns diese Bilder auf die Schirme.

Kaguya nahm diese Szenen am 7. November 2007 aus einer Höhe von hundert Kilometern über der Mondoberfläche auf. Die Sonde ist dafür mit zwei speziellen Kameras ausgerüstet, welche die pockennarbige Haut des Erdtrabanten nur für die Zwecke der Öffentlichkeitsarbeit ins Visier nehmen. Sie wurden von der JAXA gemeinsam mit dem staatlichen japanischen Fernsehen NHK entwickelt und gebaut. Die Bilder werden im hochauflösenden Fernsehformat HDTV aufgenommen und sind daher sehr viel besser als die Fernsehbilder aus den Tagen von Apollo.

Eine der Kameras blickt in Flugrichtung der Sonde schräg auf die Mondoberfläche und den sich daran anschließenden Horizont. Sie ist mit einem Weitwinkelobjektiv ausgestattet und überblickt ein Sichtfeld von 44 Grad. Die andere Kamera ist schräg nach hinten gegen die Flugrichtung gerichtet und verwendet ein Objektiv mit längerer Brennweite, sodass ihr Sichtfeld nur rund 15 Grad abdeckt.

Der Film mit dem Erduntergang wurde zuerst mit der Telekamera aufgenommen. Auf ihm ist zu erkennen, wie unser Heimatplanet hinter dem Südpol des Mondes verschwindet. Sieht man genauer hin, so lassen sich auf der Erde Australien und Teile des asiatischen Kontinents erkennen, die Antarktis weist nach oben.

Der Erdaufgang entstand später mit der Weitwinkelkamera, sodass die Erde hier sehr klein über den Kratern des Mondnordpols wirkt. Allerdings sollte man sich vergegenwärtigen, dass für einen Astronauten an Bord von Kaguya die Erde den vierfachen Durchmesser des Vollmonds, also rund zwei Grad, aufweisen würde.

In der Mondnacht leuchtet die Erde übrigens rund hundert Mal so hell wie der Vollmond bei uns, ein Astronaut auf dem Mond könnte also mit Leichtigkeit eine Zeitung im Erdenschein lesen. Allerdings, auf einen romantischen Auf- oder Untergang des Blauen Planeten müsste er verzichten, denn von der Mondoberfläche aus gesehen steht die Erde wie festgenagelt am Himmel. Das liegt daran, dass der Mond der Erde stets die gleiche Seite zuwendet.

TA

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Artikel zum Thema

Editorial : Zu Mond, zu Mars – und darüber hinaus!

Liebe Leserinnen und Leser,

was wir gerade erleben, ist eine Art Renaissance der Mondforschung. Lange vor der Verkündung von George W. Bushs »Vision for Space Exploration«, die die Entsendung von Astronauten zum Erdtrabanten und später zum Roten Planeten vorsieht, hatten Wissenschaftler in aller Welt begonnen, Forschungsmissionen zu entwickeln und auf den Weg zu bringen. Als erste wurde Smart-1 im September 2003 gestartet, und Europa setzte damit ein Ausrufezeichen. Die japanische Sonde Kaguya – auch bekannt als Selene – erreichte ihr Ziel vor wenigen Wochen. Während das Heft gedruckt wird, soll ihre chinesische »Kollegin« Chang’e-1 aufbrechen. Und die indische Chandrayaan-1 steht für nächstes Jahr auf der Startliste.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.