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News: Guter Patient - glücklicher Patient

Das Lebensgefühl der meisten Schizophreniepatienten ist als "eher zufrieden" zu bezeichnen. Schwer erkrankte Patienten, die eine langandauernde Krankengeschichte hinter sich gebracht haben, sind nicht wesentlich unzufriedener als weniger schwer Betroffene. Norbert Darimont vom Psychologischen Institut der Universität zu Köln erklärt dies mit der Fähigkeit der Patienten, trotz aller Einschränkungen und Probleme ihrem Leben viel Positives abzugewinnen. Der Kölner Psychologe untersuchte zusammen mit Dr. Michael Schifferdecker vom Zentrum für Neurologie und Psychiatrie der Universität zu Köln, wie Betroffene ihre Lebensqualität und ihre Erkrankung beurteilen und welche Einflüße dies auf den Erfolg von Therapien hat.
Schizophrenie ist eine Erkrankung, die für den Patienten eine Einschränkung in ihrer Lebensentfaltung bedeutet. Sie äußert sich im Nebeneinander von gesunden und veränderten Erlebnis- und Verhaltensweisen beim Betroffenen. Die Ursachen für die Entstehung dieser Krankheit sind bislang unklar. Es gibt Therapiemöglichkeiten, die jedoch nur helfen können, wenn der Patient bereit ist, sich auf die Behandlung einzulassen.

In einige Gebiete der Medizin hat der Begriff der „Lebensqualität“ bereits Eingang gefunden. Dies sind die Bereiche, in denen versucht wird, die Therapie stärker an den Bedürfnissen der Patienten zu orientieren. Ein Maß für die Lebensqualität ist die Zufriedenheit des Einzelnen in verschiedenen Bereichen des Lebens. Die beiden Wissenschaftler stellten fest, daß die allgemeine Zufriedenheit der Patienten als „mäßig“ bezeichnet werden kann. Die größte Zufriedenheit erleben die Befragten in den Bereichen Sicherheit, Freizeit und Wohnen. Eher unzufrieden äußern sich die meisten Patienten über ihre seelische Gesundheit und ihre finanzielle Situation. Große Bedeutung für das persönliche Wohlbefinden hat die Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit, im Freizeitbereich und mit sozialen Beziehungen außerhalb der Partnerschaft und Familie. Wenig Einfluß auf das Lebensgefühl der Betroffenen haben hingegen die Schulbildung, die finanzielle Situation und der Familienstand. So sind etwa Patienten, die betreut werden oder mit einem Partner zusammen wohnen, auch zufriedener in anderen Lebensbereichen. Dabei beeinflußt die Tatsache, daß der Betreffende verheiratet ist oder Kinder hat, den Grad der Zufriedenheit kaum. Merklich verschlechtert wird die Lebensqualität hingegen durch stationäre Aufenthalte in Kliniken.

Die Frage, wie schizophrene Patienten ihre Erkrankung einschätzen, ist bislang kaum berücksichtigt worden. Darimont und Schifferdecker finden bei ihren Befragungen heraus, daß die meisten Patienten, besonders Frauen, sich für schwer krank und rückfallgefährdet halten. Darüber hinaus haben sie großes Vertrauen in den behandelnden Arzt und die Medikamente, besonders wenn sie bereits sehr lange Zeit krank sind. Die Verantwortung für die Entwicklung der Erkrankung wird von den meisten Patienten den betreuenden Ärzten gegeben.

Die Kölner Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang zwischen Lebensqualität des Betroffenen und dessen eigener Einschätzung der Erkrankung. Die große Gruppe von Patienten, die eine positive Einstellung zu ihrer Therapie, zum Arzt und zu den Medikamenten haben, ist auch in allen anderen Lebensbereichen zufriedener als diejenige, die große Vorbehalte gegen Medikamente und Ärzte hegt. Diese Unzufriedenheit kann noch verstärkt werden, wenn sich die Betroffenen zugleich für schwerer erkrankt und rückfallanfälliger halten.

Diese enge Beziehung zwischen Lebensqualität und Krankheitsempfinden sollte dazu führen, so Darimont und Schifferdecker, die Sichtweisen des Patienten stärker zu berücksichtigen. Eine Verbesserung der ambulanten psychiatrischen Versorgung in der Schizophreniebehandlung kann nur gelingen, wenn die behandelnden Ärzte einen positiven Einfluß auf den ihnen anvertrauten Kranken nehmen.

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