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Dänemark: Spielfigur zeigt erstmals, wie Wikinger wirklich aussahen

Kein Abbild aus der Wikingerzeit komme einem echten Porträt so nahe wie diese neuentdeckte Schnitzerei, sagen Experten. Auffällig: der extravagante Haarschnitt.
Ein mittelalterlicher Helm aus Metall liegt auf einem runden Schild, umgeben von einer Kettenhaube. Daneben befinden sich ein Holzgriff und ein Schwert. Der Hintergrund besteht aus trockenem Gras.
Dass Wikinger keine Hörner am Helm hatten, ist inzwischen hinreichend bekannt, auch an diesem rekonstruierten Helm fehlen sie. Aber wie sahen die Männer darunter aus? Ein neuer Fund liefert Anhaltspunkte.

Mittelscheitel mit in Wellen zur Seite gekämmten Haaren, am Hinterhaupt das Haar eher kurz gehalten, dazu ein mächtiger Schnauzbart, Koteletten und, wahrscheinlich am auffälligsten: ein langer, geflochtener Kinnbart. So könnten Herrscher der Wikingerzeit ihre Haare getragen haben.

Zumindest stellt eine sorgsam geschnitzte Spielfigur vom Ende des 10. Jahrhunderts einen altnordischen König genau so dar. Keine andere Darstellung komme einem lebensechten Porträt eines Wikingers so nahe wie diese, heißt es in einer Pressemitteilung über die Entdeckung aus der Region Viken im heutigen Norwegen.

König des Hnefatafl-Spiels | Die Spielfigur zeigt einen schnauzbärtigen Mann, dessen langer Kinnbart in dicken Strähnen geflochten ist. Das Haupthaar ist dagegen gescheitelt.

Die Kunst der Wikingerzeit, die etwa vom 9. bis zum 11. Jahrhundert andauerte, kennt vor allem abstrakte Motive oder Tierdarstellungen, Personen dagegen wurden nur selten und nicht sehr realistisch abgebildet. Das macht es schwer, sich ein Bild vom Aussehen der Nordmänner zu machen, die bei ihren Nachbarn vor allem als räuberische Beutefahrer – als »Wikinger« – in Erscheinung traten.

Bei der Spielfigur könne man jedoch zahlreiche Details erkennen – »bis hin zu der kleinen Locke über den Ohren«, sagt Peter Pentz, Archäologe am Nationalmuseum. Er sei per Zufall auf das drei Zentimeter große Figürchen aus Walrosselfenbein gestoßen, heißt es in der Mitteilung. Die Schnitzerei stammte aus dem Grab eines wohlhabenden Kriegers und sei 1797 ans Museum gelangt, als eines der ersten Objekte überhaupt. Allerdings wurde sie in den darauffolgenden 200 Jahren wohl vergessen, bis nun Pentz darauf stieß: »Er saß einfach da und sah mich direkt an. Nie zuvor habe ich einen solchen Wikinger gesehen, in all den Jahren am Museum«, zitiert die Pressemitteilung den Forscher. Im Journal »Medieval Archaeology« hat er nun einen Artikel über den Fund publiziert.

Die Fachleute gehen davon aus, dass die Schnitzerei die Figur eines Königs im Spiel Hnefatafl darstellte und sich darum auch an der zeitgenössischen Vorstellung vom Aussehen eines Königs orientierte. Hnefatafl ähnelt Schach und wurde auf einem Brett gespielt.

Das Grab wurde unweit des Oslofjords im damals dänisch regierten Norwegen entdeckt. Es datiert in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts. Damals herrschte König Harald Blauzahn über Teile des heutigen Dänemarks und Norwegens.

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  • Quellen
Pentz, P., Medieval Archaeology 10.1080/00766097.2025.2518811, 2025

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