Direkt zum Inhalt

News: Haarwuchsmittel mit Nebenwirkungen

Seit heute ist ein weiteres sogenanntes Lifestyle-Präparat im Handel, die Antiglatzenpille Propecia. Nach Potenzschwäche und Bauch kann jetzt das schwindende Haupthaar medikamentös bekämpft werden - das verspricht zumindest die Pharmaindustrie. Fachleute warnen jedoch vor Nebenwirkungen.
Das Präparat greift in den Hormonhaushalt des Mannes ein. "Es verschiebt das Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Geschlechtshormonen zugunsten der weiblichen", erläutert Wolfgang Becker-Brueser, Herausgeber des Arzneitelegramms in Berlin. Denn das Mittel verhindert die Umwandlung des Testosterons in seine aktive Form, das Dihydrotestosteron DHT. DHT kann als "Nebenwirkung" zu Haarausfall führen. Und nur in diesem Fall, bei erblich bedingtem Haarausfall, wirkt Propecia auch. Durch die DHT-Blockade bremst es die Verkleinerung der Haarwurzeln und damit den Haarausfall. Voraussetzung ist allerdings, daß noch funktionsfähige Haarwurzeln vorhanden sind. Gegen einen vollkommenen Kahlkopf ist auch Propecia machtlos.

Immerhin stoppte die Pille bei 83 Prozent der Testpersonen, so der US-amerikanische Hersteller MSD, den Haarausfall, bei zwei von drei Probanden verstärkte sich sogar der Haarwuchs.

Die Beeinflussung des Hormonhaushaltes kann allerdings auch andere Effekte haben. Nach Becker-Brueser kann es zu Erektionsschwierigkeiten und schwindender Libido kommen. Unter Umständen, so der Mediziner, vergrößert sich bei den Männern, die das Mittel einnehmen, die Brust. "Seine Wirkungen im Hormonhaushalt sind sehr bedeutend und für meine Begriffe ist es für ein Haarwuchsmittel zu gefährlich", so der Experte.

Bei Frauen ist das Medikament nicht nur vollkommen wirkungslos, die Nebenwirkungen können sogar noch gravierender sein. "Das Präparat hemmt ein Enzym, das beim männlichen Embryo die Entwicklung der Geschlechtsorgane fördert", so Becker-Brueser, "es kann zu Penisfehlbildungen kommen." Schwangere sollten nicht in Kontakt mit dem Medikament kommen. Beim Geschlechtsverkehr sollte der Mann deshalb ein Kondom benutzen.

Von der Krankenkasse wird die Hormonkur nicht erstattet, da erblicher Haarausfall nicht als Krankheit gilt. Um zu wirken, muß das Mittel täglich eingenommen werden. Die Kosten belaufen sich auf rund 1400 Mark im Jahr. Die Langzeitwirkungen sind noch nicht erforscht.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.