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Soziale Medien: Hälfte aller Klima- und Umweltaktivisten hat Twitter verlassen

Seit Elon Musk Twitter übernommen hat, ist es dort bei Klima- und Umweltthemen stiller geworden. Fast die Hälfte aller Twitter- oder X-User mit diesem Schwerpunkt ist inaktiv.
Finger schwebt über dem Symbol der Twitter-App auf dem Smartphone.
Bildschirm eines Smartphones: Neben dem Nachrichtendienst Twitter gibt es vergleichbare soziale Medien.

Fast die Hälfte aller Twitter-User, die regelmäßig über Klimawandel, Biodiversität und andere Naturthemen twitterten, haben die Plattform verlassen, seit sie Elon Musk im Oktober 2022 übernommen hat. Das berichtet eine Forschergruppe um Charlotte Chang vom Pomona College im Fachjournal »Trends in Ecology and Evolution«. Damit könnte laut Changs Arbeitsgruppe eine wichtige Plattform für den Austausch über Umwelt- und Klimathemen ersatzlos wegfallen. Zurzeit gebe es für diese Themen kein vergleichbares soziales Medium wie Twitter, das seit Juli 2023 X heißt.

Für ihre Studie sahen sich die Forschenden die Aktivitäten von zirka 380 000 Nutzerinnen und Nutzern an, die sich schwerpunktmäßig über Umwelt-, Natur- und Klimathemen austauschten und darüber twitterten. Das Wissenschaftlerteam bezog diejenigen User in seine Untersuchung ein, die zwischen Juli 2019 und April 2023 mindestens einmal alle 15 Tage eine Nachricht auf Twitter einstellten. Es zeigte sich, dass sechs Monate nachdem Elon Musk die Plattform übernommen hatte nur noch 52,5 Prozent der Gruppe aktiv waren.

Um das Ausmaß des Weggangs besser einschätzen zu können, verglichen Chang und ihre Kollegen die Umwelt- und Klimatwitterer mit einer Gruppe von ungefähr 458 000 Usern, die über die US-Wahl im Jahr 2020 intensiv Kurznachrichten absetzten. Von dieser Gruppe traten sechs Monate nach Musks Übernahme weiterhin 79,4 Prozent aktiv auf – also deutlich mehr.

»Der rapide Rückgang der aktiven Nutzer [bei Klima- und Umweltthemen] lässt die Alarmglocken schrillen«, schreiben die Studienautoren und -autorinnen in ihrer Arbeit. Es »bedeutet einen erheblichen Verlust für die Naturschutzgemeinschaft, zu der Ökologen, Sozialwissenschaftler, Naturschützer, politische Entscheidungsträger und andere Interessengruppen gehören.« Über Twitter hätten diese bisher Informationen verteilen oder Aufmerksamkeit auf wichtige Krisenthemen richten können. Daher plädiert die Gruppe um Chang an die Forschergemeinde, sich dafür einzusetzen, dass der öffentliche Austausch über Natur- und Klimathemen in den sozialen Medien fortgesetzt wird. Man könne auf Änderungen im Regelwerk von X drängen oder User auffordern, andere Plattformen zu nutzen.

Laut der Forschergruppe würden zudem andere wissenschaftliche Arbeiten nahelegen, dass die Zahl der Hassnachrichten seit Musks Übernahme gestiegen sei. Ebenso würden sich wichtige Informationen langsamer als zuvor verbreiten wie im Fall der Erdbebenkatastrophe, die im Februar 2023 den Südosten der Türkei und Syrien erschütterte und fast 60 000 Menschen das Leben kostete.

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