Direkt zum Inhalt

News: Häufige Partnerwahl zum Wohle des Volkes - jedenfalls bei Hummeln

Sie möchten Ihre Kinder mit einer harmlosen Geschichte aufklären? Sie dachten da an Bienen und Blümchen? Überlegen Sie sich das lieber noch einmal. Bienenköniginnen gehören zu den lüsternsten aller Tiere. Auf ihrem Hochzeitsflug paaren sie sich mit bis zu 20 Männchen. Aber die Forscher glauben nun auch den Grund hierfür zu kennen: Die Promiskuität der Königin schützt den Bienenstaat vor Parasitenbefall.
Parasiten und ihre Wirtstiere nehmen an einem immerwährenden evolutionären Wettrüsten teil. Jedesmal, wenn ein Parasit einen neuen Trick entwickelt, müssen sich seine Opfer anpassen und eine neue Verteidigungstechnik ersinnen. Die Experten glauben, daß dies auch der Grund ist, warum Organismen überhaupt ein Geschlechtsleben führen: Wären all unsere Nachkommen geclont, könnten sie durch eine einzige Krankheit ausgelöscht werden. Wenn wir aber unsere Gene mit denen eines Partners vermengen, bringt das entstehende genetische Sammelsurium ein buntes Gemisch von Nachkommen hervor, von denen zumindest einige überleben werden.

Die Ökologen Paul Schmid-Hempel und Boris Bär vom Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich glauben nun, daß die Paarung mit vielen verschiedenen Partnern unter Umständen besser sein kann, als die Befruchtung aller Eier durch nur einen Vater (Nature vom 14. Januar 1999). Um ihre Hypothese zu beweisen, besamten sie 19 Hummelköniginnen künstlich. Zwölf der Tiere erhielten das Sperma einer einzigen Drohne, so daß die Tochtertiere Vollschwestern waren. Die sieben anderen Hummeln bekamen einen Sperma-Cocktail von vier Männchen, der eine vermischte Brut aus Schwestern und Halbschwestern erzeugte. Die Forscher ließen die Königinnen dann auf einer Wiese in der Nähe von Basel ihre Staaten gründen und verfolgten deren Wohlergehen weiter.

Die aus nur einem Vater hervorgegangen Staaten hatten viel mehr unter dem Angriff von Parasiten zu leiden, als die von mehreren Vätern gezeugten Tiere. Besonders ein Parasit – ein einzelliges, als Nosema bezeichnetes Wesen – kam in der zweiten Gruppe fast überhaupt nicht vor, während in der Ein-Vater-Gruppe jede Hummel zumindest einen dieser Parasiten mit sich herumschleppte. Auch war die Brut der verschiedenen Väter aufgrund ihres besseren Gesundheitszustandes doppelt so fruchtbar.

Die Wissenschaftler sind sich allerdings nicht sicher, auf welche Weise die genetische Vielfalt nun der Gesundheit des Hummelstaates förderlich ist. Unabhängig von dem genauen Wirkungsmechanismus ist die Promiskuität der Königin wahrscheinlich eine evolutionäre Anpassung mit dem Ziel, die genetische Vielfalt zu erhöhen und im Insektenstaat Krankheiten zu verhindern.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.