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Psychische Schäden: Häusliche Gewalt hinterlässt dauerhafte Wunden

Vom Partner misshandelte Frauen leiden oft noch Jahrzehnte später psychisch darunter. Eine übersehene Rolle könnten dabei ganz spezielle Verletzungen spielen.
Eine Person sitzt mit angewinkelten Beinen und verbirgt ihr Gesicht in ihrem Arm. Der Arm zeigt sichtbare blaue Flecken. Die Person trägt ein helles Oberteil und Jeans. Die Szene vermittelt einen emotionalen Ausdruck von Schutz oder Traurigkeit.
Durch Schläge kann es zu einem Schädel-Hirn-Trauma kommen.

Viele Frauen, die von ihrem Partner misshandelt wurden, tragen die seelischen Folgen noch Jahrzehnte später mit sich. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der University of Glasgow.

Ein Team um die Psychologin Natalie Jenkins analysierte die Daten von 632 Personen aus einer britisch-irischen Studie zum Thema Demenzprävention. Zu Beginn der Untersuchung waren die Teilnehmenden zwischen 40 und 59 Jahre alt und wurden umfassend zu ihrer psychischen und körperlichen Gesundheit befragt. Eine Frage lautete: »Wurden Sie nach Ihrem 16. Lebensjahr jemals von jemandem, den Sie kannten (zum Beispiel einem Elternteil, Freund oder Ehemann), misshandelt oder körperlich angegriffen (nicht sexuell) – also geschlagen, geohrfeigt, gewürgt, verbrannt oder verprügelt?« Insgesamt berichteten 90 Teilnehmende von einer solchen Gewalterfahrung, davon waren vier Fünftel Frauen.

Obwohl die Gewalt im Durchschnitt bereits 27 Jahre zurücklag, zeigten die Betroffenen deutlich höhere Raten psychischer Erkrankungen. Depressionen wurden bei 19 Prozent von ihnen festgestellt (gegenüber 7 Prozent bei Frauen ohne Gewaltgeschichte), Angststörungen bei 20 Prozent (versus 6 Prozent). PTBS-Symptome betrafen sogar 53 Prozent der Gewaltbetroffenen – gegenüber 21 Prozent in der Vergleichsgruppe.

Auch gab es in der Gruppe der Misshandelten deutlich häufiger eine Mehrfachbelastung durch verschiedene psychische Erkrankungen.

Rund 90 Prozent der Betroffenen gaben an, dass bei den Misshandlungen auch der Kopf in Mitleidenschaft gezogen wurde. In Fällen, in denen diese Kopfverletzungen auch noch mit einem vorübergehenden Bewusstseinsverlust einhergegangen waren, war das PTBS-Risiko stärker erhöht. Den Forschenden zufolge spricht das für ein erlittenes Schädel-Hirn-Trauma bei vielen der Betroffenen, denn ein solcher Hirnschaden könne ebenfalls Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben.

  • Quellen
BMJ Mental Health 10.1136/bmjment-2024–301439, 2025

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