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Haie: Entdeckt, verloren, wiederentdeckt

Ein Glatthai aus Neuguinea entzog sich jahrzehntelang der Wissenschaft. Bis lokale Fischer ihn nicht nur aus dem Wasser zogen, sondern den Fund auch meldeten.
Ein toter Hai liegt auf einer dunklen Oberfläche. Der Körper des Hais ist vollständig sichtbar, mit deutlich erkennbaren Flossen und Schwanz. Die Haut des Hais hat eine graue Färbung mit einigen bräunlichen und rötlichen Schattierungen. Der Kopf des Hais zeigt ein Auge und einen Teil des Mauls. Die Umgebung ist unscharf und zeigt keine weiteren Objekte oder Details.
Dieses Exemplar von Gogolia filewoodi wurde auf einem Fischmarkt in Madang in Papua-Neuguinea entdeckt.

Im Juli 1970 zog ein Fischer einen ungewöhnlichen Hai aus dem Meer von Astrolabe Bay in Papua-Neuguinea, der tatsächlich seinen Weg zu Wissenschaftlern fand. Angesichts der einzigartigen Merkmale beschrieben die Biologen den Fisch drei Jahre später nicht nur als eine eigene Art, sondern gleich als neue Gattung: Gogolia filewoodi. Trotz mehrfacher Suche blieb diese zu den Glatthaien zählende Spezies jedoch jahrzehntelang verschollen, bis ein Team um Jack Sagumai vom Pazifikprogramm des WWF erneut auf Exemplare des Hais aufmerksam gemacht wurde: 2020 und 2022 hatten Fischer einige Vertreter der Art gefangen und auf lokalen Märkten angeboten, wie die Wissenschaftler berichten.

Bei fünf der sechs Exemplare handelte es sich um Weibchen, die in der Mündung des Flusses Gogol gefischt wurden. Erst 2022 gelang dann der erste Nachweis eines Männchens, das ebenfalls auf einem Markt gehandelt wurde. Charakteristisch für Gogolia filewoodi sind die großen Augen, ein großer Schädel mit einem kleinen Maul sowie eine markante, verhältnismäßig lange Rückenflosse, die an das Hauptsegel kleiner Segelboote erinnert. Gespräche vor Ort bestätigten, dass die Haie immer wieder einmal als Beifang in Netze oder an Haken gehen, wenn die Fischer anderen Arten nachstellen: Ihr Fleisch und die bei anderen Haien oft begehrten Flossen gelten allerdings als minderwertig und werden oft kostenlos weitergegeben.

Da die Tiere überwiegend saisonal gefangen werden, ist nicht ausgeschlossen, dass sie sich nur einen bestimmten Teil des Jahres in der Astrolabe Bay aufhalten, etwa um sich dort fortzupflanzen. Dafür könnte sprechen, dass das Weibchen, das 1970 gefangen wurde, trächtig war. Womöglich handelt es sich bei diesen Glatthaien auch um sogenannte Mikroendemiten, die sehr kleinräumig vorkommen: Die Region ist bekannt dafür, einige Fischarten mit extrem kleinem Verbreitungsgebien aufzuweisen – darunter verschiedene Haie.

Sagumai und Co befürchten daher, dass Gogolia filewoodi bald erneut verschwinden könnte. Dann aber für immer: Rund um Neuguinea nimmt der Fischfang zu, um den wachsenden Bedarf an getrockneten Schwimmblasen von Fischen zu decken, die in China als Delikatesse gelten. 

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  • Quellen
Sagumai, J. et al., Journal of Fish Biology 10.1111/jfb.70196, 2025

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