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Fischwanderung: Haie legen unerwartet große Entfernungen zurück

Lachshai
Ein weiblicher Großer Weißer Hai legte in neun Monaten mehr als 20 000 Kilometer von Südafrika über den Indischen Ozean nach Australien und retour zurück. Dabei schwamm das Tier zwei Drittel der Strecke weniger als fünf Meter unter der Wasseroberfläche, vermutlich, um sich am Himmel zu orientieren. Da rund um Südafrika genügend Futter verfügbar ist, glaubt das Forscherteam unter der Leitung von Ramón Bonfil von der Wildlife Conservation in New York, dass "Nicole", nach der australischen Schauspielerin Nicole Kidman benannt, aus Fortpflanzungsgründen die lange Reise antrat [1].

Nicole | Der Große Weiße Hai Nicole
Die Wissenschaftler verfolgen Haie mithilfe zweier Techniken: Bei der "Smart-Position-Only-Tag" Methode wird an den Rückenflossen der Haie ein Sender befestigt, der nach dem Auftauchen des Fisches den Standpunkt an einen Satelliten übermittelt. Mit der Technik "Pop-Up-Satellite-Achival-Tag" werden Wasserdruck, Temperatur und Helligkeit ebenfalls an einen Satelliten übertragen, nur lösen sich hierfür Sonden zu einem festgelegten Zeitpunkt und steigen zur Oberfläche auf.

Wanderroute eines Hais | Grafik der Wanderroute des Großen Weißen Hais Nicole
Mit den zwei verschiedenen Techniken können größere Datenmengen zum Lebensraum und den Vorlieben der Haie gesammelt werden, erklärt Barbara Block von der Universität Stanford, die eine vergleichbare Untersuchung mit insgesamt 48 Haien leitete. Auffällig war bei den hier beobachteten Lachshaien (Lamna ditropis), dass diese gegenüber anderen Arten viel tiefer und in kälterem Wasser schwammen. Dabei können sie ihre Körpertemperatur bis zu 23 Grad Celsius wärmer halten als das umgebende Wasser. Dies gilt aber nicht für das Herz, das abkühlt, weil das durchströmende Blut in den Kiemen Wärme abgibt. Während beim Menschen dass das Herz bei den teilweise eisigen Temperaturen bereits ausgesetzt hätte, schlägt es bei Haien weiter. Untersuchungen des Herzgewebes ergaben hohe Konzentrationen eines Proteins, das die Aufnahme und die Abgabe von Kalzium kontrolliert. Dieses reguliert das Zusammenziehen des Herzmuskels und kann beim Lachshai bis zu zehnmal so schnell aufgenommen werden [2].

Lachshai mit Sonde | Ein Lachshai schwimmt nach dem Anbringen der Sonde leicht benommen davon
Eine aus der Astrophysik stammende Technik könnte helfen, Haie nach langer unbeobachteter Wanderperiode zu identifizieren: Die dunkle Oberfläche von Walhaien (Rhincodon typus) ist mit hellen Flecken gesprenkelt wie ein Sternenhimmel und kann mittels einer Auswertungssoftware per Fotoerkennung individuell unterschieden werden. Als größte Fische der Welt mit bis zu zwanzig Metern Länge sind Walhaie von der IUCN als vom Aussterben bedroht gelistet. Mit Hilfe der neuen Ergebnisse erhoffen sich die Forscher in internationaler Zusammenarbeit deutlich zu machen, dass die Tiere viel gefährdeter sind als gedacht und so den Schutz der Haie zu verbessern [3].

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  • Quellen
[1] Science 310: 100–103 (2005)
[2] Science 310: 104–106 (2005)
[3] Journal of Applied Ecology 10.1111/j.1365–2664.2005.01117x (2005)

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