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Haustierallergien: Wann Hund oder Katze zum Risiko werden

Hund streicheln, Katze kraulen: Schon kribbelt es in der Nase. Ist das eine Allergie? Und rückt damit der Traum vom eigenen Haustier in weite Ferne? Was Allergiker wissen sollten, bevor sie sich ein Haustier anschaffen.
Mädchen mit Welpe im Arm krault eine Katze
Für viele Kinder gehört ein Haustier zur Familie. Umso schlimmer, wenn sie eine Allergie auf das Tier entwickeln. (Symbolbild)

Mit etwa elf Jahren fing es an. Nase und Augen juckten, wann immer ich mit Tieren zu tun hatte: mit den Pferden auf dem Reiterhof, dem Nachbarshund, den flauschigen Meerschweinchen meiner Freundin. Die Ferien auf dem Ponyhof wurden abgesagt, und der Traum vom eigenen Haustier war vorbei. In der Jugend kamen immer mehr Allergien hinzu. Birke und Gräser vermiesten jeden Frühling. Aber am schlimmsten waren Katzen. Das Jucken in Nase, Augen und Rachen wurde nach spätestens einer Stunde unerträglich.

Diese Beschwerden sind typisch für Allergien der Atemwege. Dem Robert Koch-Institut zufolge neigt rund jeder zehnte Erwachsene in Deutschland zu allergischen Reaktionen auf Haustiere, am häufigsten auf Katzen und Hunde. Die Zahlen schwanken allerdings beträchtlich. Bei Erhebungen in 14 europäischen Ländern war bereits mehr als jeder Vierte auf Hund und Katze sensibilisiert. »Sensibilisiert« bedeutet zunächst lediglich, dass eine Allergieneigung vorliegt, eine Art Allergievorstufe, erkennbar an spezifischen Antikörpern im Blut. Wenn sie sich an die zugehörigen allergieauslösenden Substanzen – die Allergene – binden, können sie damit die typischen Symptome auslösen.

Obwohl häufig von »Tierhaarallergie« die Rede ist, handelt es sich bei den Allergenen nicht um die Haare selbst. Die Antikörper richten sich vielmehr gegen Sekrete im Speichel, Urin oder aus Talgdrüsen, die an den Haaren und Hautschuppen haften. Bei der häufigsten Form, der »Soforttyp-Allergie«, setzt die Reaktion meist innerhalb von Minuten, manchmal sogar in Sekunden ein. Die Betroffenen niesen und schniefen, haben juckende, rote, geschwollene oder tränende Augen, in schweren Fällen bis hin zu Husten und Atemnot.

Themenwoche: »Allergien – Wenn der Körper überreagiert«

Die Nase läuft, die Haut juckt und im schlimmsten Fall droht der Schock: In Deutschland leiden mittlerweile rund 30 Prozent der Menschen zumindest zeitweise unter Allergien. Sie müssen die Natur meiden, wenn die Pollen fliegen, oder aufpassen, welche Nahrungsmittel sie zu sich nehmen. Doch warum reagieren manche Menschen überhaupt allergisch auf Nüsse, Federn oder Pollen? Und welche Möglichkeiten gibt es, die lästigen Symptome zu lindern oder gar loszuwerden? Unsere Themenwoche über die Volkskrankheit Allergie.

  1. Allergien: Warum eigentlich harmlose Stoffe bedrohlich werden
  2. Allergie: Wenn die Pollen stärker fliegen
  3. Heuschnupfen: Praktische Tipps für Pollengeplagte
  4. Lebensmittelallergien: Mit Vorsicht genießen
  5. Haustierallergien: Wann Hund und Katze zum Risiko werden
  6. Haustier trotz Allergie: Kann eine Hyposensibilisierung helfen?

Der Anteil der Betroffenen nimmt seit Jahren zu, besonders in Städten. Schlechte Luft und zu viel Hygiene sollen dazu beitragen. Wer die frühe Kindheit auf einem Bauernhof verbracht hat, entwickelt seltener Atemwegsallergien, wahrscheinlich dank Kleinstlebewesen im Hausstaub, die das Immunsystem trainieren.

Weniger klar ist, wie sich Haustiere in der Kindheit auf das Allergierisiko auswirken. »Tierhaarallergien können auftreten, wenn jemand mit einem solchen Haustier zusammenlebt, aber auch, wenn jemand noch nie engeren Kontakt zu einem dieser Tiere hatte«, sagt Karl-Christian Bergmann, Professor für Allergologie und Leiter einer Ambulanz am Institut für Allergieforschung der Berliner Charité.

Derzeit sieht es so aus, als würde der Kontakt zu Hunden in den ersten Lebensjahren eher vor Allergien schützen, während Katzen das Allergierisiko erhöhen. Die aktuellen deutschen S3-Leitlinien zur Allergieprävention raten jungen Familien dennoch auch von Katzen nicht generell ab – solange noch kein Mitglied des Haushalts an einer Allergie leidet. Denn in dem Fall steige mit dem betreffenden Tier im Haus das Risiko, dass aus allergischem Schnupfen ein allergisches Asthma wird.

Allergene gibt es auch an Orten, an denen nie zuvor ein Tier gewesen ist

Laut einer Umfrage von 2021 lebt in rund jedem vierten deutschen Haushalt eine Katze, in rund jedem fünften ein Hund. Aber die Allergene sind überall, auch an Orten, an denen nie zuvor ein Tier gewesen ist: in Bus und Bahn, Büros und Schulen, Hotels und Krankenhäusern. Sie gelangen dorthin, weil Tierhalterinnen und -halter sie mit ihrer Kleidung überall hintragen. Sie haften an Polstern und Teppichen, an Wänden und Möbeln. Die leichteren können sich sogar an Staubpartikel binden und mit der Atemluft in die Lunge gelangen. Das Hauptallergen der Katze ist so leicht, dass es über Tage in der Luft schweben kann. Und es ist so stabil, dass es noch nach Monaten Allergien auslöst.

Auge auf den Staubsauger | Wer einen Hund und eine Hundeallergie hat, sollte täglich Staub saugen. Die Wirkung ist allerdings begrenzt: Allergene schweben auch in der Luft, haften an Polstern und Möbeln.

An Textilien haften die Allergene besonders gut. Teppiche und gepolsterte Stühle, die nicht gereinigt werden, können deshalb Allergien und Asthma fördern. Nicht nur zu Hause, auch in Büros und Schulen: Klassen mit vielen Kindern aus Katzenhaushalten sind um ein Vielfaches mehr mit Allergenen belastet als jene mit wenig Katzen. Ein Risiko für Kinder, die bereits sensibilisiert oder allergisch sind.

Wo das Risiko beginnt, also wie viele Allergene zu viel sind, weiß man allerdings nicht genau. Es fehlen Standards für die Entnahme und Analyse von Proben, wie der Allergologe Ludger Klimek und seine Kolleginnen vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden beklagen. Noch dazu könnte die kritische Dosis für gesunde, sensibilisierte und allergische Personen unterschiedlich hoch liegen.

»Es gibt weder Hunde noch Katzen, die keine Allergene verstreuen«Karl-Christian Bergmann, Mediziner

Das Verständnis für Betroffene ist häufig begrenzt. Die meisten Menschen reagieren irritiert, wenn man zu ihrer Katze Abstand halten möchte. Einmal mussten wir das Urlaubsquartier wechseln, obwohl ich schon bei der Buchung nach Katzen gefragt hatte. Als ich nach der ersten Nacht mit den bekannten Symptomen aufwachte, versicherte die Hotelchefin erneut, sie hätten keine Haustiere und würden auch keine erlauben. Kurz darauf lief eine Katze über den Flur. Erklärung: Das sei die Katze der Nachbarn, die gehe bei ihnen ein und aus.

Mit den Jahren habe ich mich an vieles gewöhnt. Aber nicht daran, keinen Hund haben zu können. Und wann immer ich anderen erzähle, dass wir – mein Mann und ich – gerne einen Hund hätten, bekomme ich denselben Tipp: »Es gibt doch Hunde, die nicht haaren!« Das Gerücht hält sich hartnäckig. Anfangs wollten wir selbst daran glauben. Wir testeten vermeintlich hypoallergene Rassen wie den Goldendoodle: erst das Fell streicheln, dann das Gesicht reiben. Stets mit dem gleichen Ergebnis: Jucken, Niesen, rote Augen.

»Es gibt weder Hunde noch Katzen, die keine Allergene verstreuen«, sagt der Mediziner Karl-Christian Bergmann. Eine niederländische Studie fand bei »hypoallergenen« Hunden wie Pudel und Doodle sogar größere Mengen vom wichtigsten Allergen, Can f 1, als bei anderen Rassen wie dem Labrador. In der Umgebungsluft und auf dem Boden gab es im Mittel keine Unterschiede. So war es auch in einer US-Studie, die Staubproben aus Haushalten von vermeintlich hypoallergenen Hunden mit denen anderer Rassen verglich. Die Länge der Haare spielt ebenfalls keine Rolle.

Das Geschlecht dagegen schon. Das Hundeallergen Can f 5 stammt aus der Prostata – wer nur dagegen allergisch ist, reagiert nicht auf Weibchen. Nach einer Kastration soll die Allergenmenge bei Rüden sinken. Es gibt außerdem Hinweise, dass männliche Hunde insgesamt mehr Allergene produzieren als weibliche. Nur: Im Einzelfall kann es genauso gut umgekehrt sein. Die Allergenproduktion hängt offenbar mit dem Hormonspiegel zusammen.

Kurz erklärt: Allergene bei Haustieren

Das wichtigste Allergen der Katze heißt Fel d 1, das des Hundes Can f 1. Die ersten vier Buchstaben stammen von der Gattung und Art: Felis domesticus (Hauskatze) und Canis familiaris (Haushund). Die Zahl 1 steht in der Regel für das »Hauptallergen«, das definitionsgemäß bei mindestens jedem zweiten Betroffenen eine Reaktion auslöst. Bei Katzen ebenso wie Hunden sind je acht Allergene bekannt. Über die Allergene von Nagetieren wie Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen weiß man noch vergleichsweise wenig.

Die Allergenmenge könne sich auch mit dem Alter verändern, berichtet Bergmann. »Neugeborene Hunde oder Katzen haben erst mal wenig Allergene. Im Alter von einem Jahr sollten sie ihr volles Allergenspektrum erreicht haben. Eine 15 Jahre alte Katze scheidet wiederum weniger Allergene aus als eine fünfjährige.« Wenn man ein Tier testen wolle, sollte man außerdem den Zeitpunkt beachten. Im Winter und am Abend gibt es weniger Allergene ab als im Sommer und am Morgen. Die Menge kann also stark schwanken: von Tier zu Tier, aber ebenso bei jedem einzelnen Tier.

Vorab lässt sich daher schwer sagen, welches Tier mehr oder weniger Allergene mitbringt. Kann man zumindest das eigene Risiko einschätzen, überhaupt eine Tierallergie zu entwickeln? Bergmann hat dazu für sein Buch »Diagnose Katzenallergie« einen Test erarbeitet. Ein Kind, das mehr als zehn Punkte erreicht, wird demnach »wahrscheinlich« eine Katzenallergie entwickeln. Dasselbe gelte für Hunde, sagt er.

Ich mache den Test und lande in der Hochrisikogruppe – immerhin nicht in der schlimmsten Kategorie. Tatsächlich werden viele meiner Allergien seit einigen Jahren schwächer; die Allergie gegen Gräser scheint sogar ganz verschwunden zu sein. Und Besuche bei Menschen mit Hund sind plötzlich ohne Medikamente möglich. Kann das sein?

»Allergien beginnen häufig in der Kindheit mit 5 bis 6 Jahren oder in der Jugend zwischen 12 und 15 Jahren. Danach flacht die Kurve ab«, sagt Bergmann. Es sei aber leider nicht ausgeschlossen, noch mit 60, 70 Jahren eine Allergie zu entwickeln. Doch die Allergie könne manchmal auch wieder verschwinden. »Bei denen, die in der Kindheit eine Tierallergie entwickelt haben, werden die Beschwerden oft mit der Zeit weniger, etwa im Alter von 50, 60 Jahren.«

Auf einen Gewöhnungseffekt darf man allerdings nicht hoffen. Es sei andersherum, erklärt der Allergologe: »Wenn ich lange genug gar keinen Kontakt mehr mit einem Tier hatte, dann werden die Antikörper und die Symptome geringer, die Reaktion bleibt womöglich aus.« Nur gelingt das in der Regel nicht, denn Katzen- oder Hundehaare sind praktisch überall – man kann ihnen nicht ausweichen. Und aus dem weiteren Kontakt entstehe das größte Risiko: dass aus dem allergischen Schnupfen ein allergisches Asthma wird.

Die Angst vor dem »Etagenwechsel«

Typischerweise beginnt es mit einem gelegentlichen Reizhusten. Das Frühwarnzeichen ist Grund genug, die Lunge mal untersuchen zu lassen. Mit der Zeit wird der Husten schlimmer, das Atmen mühsamer, vor allem bei körperlicher Belastung. Ein pfeifendes Geräusch zeigt, dass die Bronchien verengt sind. »Wenn man in der Nacht mit Husten und Luftnot aufwacht, sind die Atemwege bereits chronisch entzündet«, warnt der Allergologe Bergmann. Dann leide man unter einer schweren Form und sollte sich dringend behandeln lassen.

Kennzeichen von Asthma sind überempfindliche Reaktionen der Bronchien. »Bronchiale Hyperreaktivität«, so heißt die Diagnose nach einem Lungenfunktionstest. Schlägt der Test an, handelt es sich nur selten um einen falschen Alarm. Aber umgekehrt entdeckt er ein vorliegendes Asthma nicht immer. Um eine Neigung zu allergischen Reaktionen zu erkennen, greifen Ärztinnen und Ärzte deshalb auch zu den klassischen Methoden der Allergiediagnostik.

Wie testet man auf Tierallergien?

Haut- und Bluttests können eine Allergieneigung feststellen, indem sie spezifische Antikörper nachweisen, so genannte Immunglobuline vom Typ E (IgE). Am bekanntesten ist der Haut-Prick-Test. Die meisten Pollenallergiker kennen die Prozedur: Auf den Unterarm wird eine Lösung mit dem Allergenextrakt getropft und die Haut an derselben Stelle leicht mit einer Nadel angestochen. Sind in der Haut Antikörper gegen das Allergen vorhanden, bildet sich dort eine Quaddel, eine juckende, rötliche Schwellung. Zur Kontrolle wird der Test auch mit einem Tropfen Kochsalzlösung durchgeführt. Reagiert die Haut bereits darauf, ist der Test mit Allergenen nicht aussagekräftig.

Die Alternative ist der IgE-Bluttest: Hier wird Blut abgenommen und an ein Labor geschickt. Je mehr allergenspezifische IgE-Antikörper darin enthalten sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, die betreffende Allergie zu haben oder noch zu entwickeln. Als sicher positiv gilt das Ergebnis ab einer Menge von 3,5 Kiloeinheiten Antikörper pro Liter Blut (kU/L). Bei einem Wert unter 0,35 soll keine Sensibilisierung vorliegen.

Doch der Grenzwert ist umstritten. Eine Untersuchung an mehr als 500 jungen Erwachsenen in den USA ergab: Auch bei Werten unter 0,35 kommt es zu allergischen Beschwerden. Eine Schwelle von 0,12 kU/L für Katzen und 0,2 kU/L für Hunde sei am besten geeignet, eine Allergie auszuschließen, so haben es die Forschenden errechnet.

Bei uneindeutigen Ergebnissen kann außerdem ein Provokationstest helfen: Ein Allergenextrakt wird in die Nase gesprüht oder in die Augen geträufelt. Kommt es daraufhin – anders als nach Gabe einer Kochsalzlösung – in den nächsten Minuten zu den typischen Symptomen, so liegt eine Allergie vor.

Niemand weiß genau, was in den Extrakten drin ist

Die Ergebnisse aus Haut- und Bluttest stimmen allerdings nicht immer mit den beobachteten Symptomen überein. »Von 100 Menschen, die im Haut- oder Bluttest positiv auf Katzenallergene reagieren, haben in der Regel nur rund 50 allergische Symptome bei einem Kontakt mit einer Katze«, erläutert Bergmann. Bei den übrigen liege in der Regel eine »klinisch stumme Sensibilisierung« vor: eine Allergievorstufe, aber keine Allergie. Umgekehrt können die Tests auch negativ ausfallen, obwohl die Person eigentlich allergisch ist, sogar bei einem schweren allergischen Asthma. »Der häufigste Grund«, sagt Bergmann: »Das kritische Allergen war im Testextrakt vielleicht gar nicht enthalten.«

Für die Tests werden Katzen- und Hundeallergene aus der natürlichen Quelle, also dem Tier selbst, gewonnen. Das Ausgangsmaterial und das Verfahren beeinflussen, welche Mengen von welchen Allergenen der Extrakt letztlich enthält. Der Allergengehalt von kommerziellen Hunde-Prick-Test-Extrakten schwankt deshalb enorm, wie eine Wiener Studie bei Tests von fünf europäischen Herstellern feststellte. In einem Extrakt wurde sogar keines der Allergene Can f 1 und 2 entdeckt. In einer schwedischen Studie waren ebenfalls zwei Hundeallergene unterrepräsentiert.

Niemand wisse genau, was in den Extrakten drin ist, so lautete das Fazit von Medizinern der University of Colorado in Denver 2018. Die Folge: falsch negative Befunde, wenn die relevanten Allergene nicht ausreichend enthalten sind. Oder auch falsch positive Befunde wegen Verunreinigungen mit anderen Allergenen. Deshalb könnten sich die Ergebnisse aus Haut- und Bluttest widersprechen. Zu Problemen führe das vor allem bei Allergien auf Hunde, weil es bei diesen, anders als bei Katzen, kein starkes Hauptallergen gibt, auf das die allermeisten Betroffenen reagieren.

Auf jedes Allergen einzeln testen

Die molekulare Allergiediagnostik verwendet deshalb keinen Gesamtextrakt, sondern Allergenmoleküle. So lässt sich feststellen, auf welche und wie viele verschiedene Allergene die Betroffenen reagieren. Das ist wichtig für die Prognose, wie Stefanie Dramburg und Paolo Matricardi von der Berliner Charité zeigten. Denn nicht nur eine große Menge von Antikörpern gegen ein Allergen ist ein Warnsignal. Auch wenn viele verschiedene Allergene Probleme bereiten, drohen schwere Symptome.

Außerdem kann die molekulare Diagnostik »echte« Allergien von Kreuzreaktionen unterscheiden. Bei einer Kreuzallergie reagiert zum Beispiel jemand, der eigentlich nur Antikörper gegen Katzenallergene hat, auch auf ähnliche Hundeallergene. Dafür müssen sie mindestens zur Hälfte aus den gleichen Aminosäuresequenzen bestehen. Die Beschwerden fallen dann in der Regel zwar schwächer aus, und schwere allergische Reaktionen sind seltener. Aber bei Kontakt zum Kreuzallergen besteht trotzdem ein erhöhtes Risiko, Asthma zu entwickeln. Die Unterscheidung ist außerdem wichtig für die Behandlung: Eine spezifische Immuntherapie, umgangssprachlich Hyposensibilisierung, sollte sich gegen die echte Allergie richten.

Dennoch ist die molekulare Allergiediagnostik kein Standard in den Praxen. Auf eigene Kosten gebe ich deshalb Blut bei einem spezialisierten Labor im Internet ab. Es prüft die Hundeallergene Can f 1 bis 6 einzeln – Ergebnis bei allen negativ, keine Sensibilisierung. Ich kann mein Glück kaum fassen.

Doch der Haut-Prick-Test bei der Lungenfachärztin fällt anders aus. Die Haut juckt, rötet sich, schwillt an. Die Ärztin beruhigt mich: Die Quaddel sei klein, das Ergebnis als negativ zu werten. Im Internet finde ich einen Fachartikel, der das anders interpretiert. Ich wiederhole den Test beim Allergologen, diesmal am anderen Arm, diesmal tatsächlich negativ. Grünes Licht! Gegen einen Hund an sich spreche nichts, sagt der Allergologe, nur dass er Pollen von draußen mit in die Wohnung schleppe.

Was mir in den Praxen niemand sagt: Wer bereits unter anderen Allergien leidet, hat die Statistik nicht auf seiner Seite, selbst wenn die Tests auf Hunde- oder Katzenallergie negativ ausfallen. Eine gute Prognose fühlt sich anders an. Versuchen wollen wir es trotzdem. Denn in all den Risikoanalysen ist eines nicht einberechnet: dass der Hund glücklich macht.

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