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Asteroidenforschung: Raumsonde Hayabusa-2 beschießt Asteroiden Ryugu

In der Nacht auf den 22. Februar 2019 setzte die japanische Raumsonde Hayabusa für wenige Sekunden auf der Oberfläche des Asteroiden auf. Sie aktivierte erfolgreich ihren Probensammler, indem sie eine Kugel aus Tantal-Metall auf die Gesteine feuerte, um Bruchstücke von ihnen aufzufangen.
Mitte 2018 erreicht die japanische Raumsonde Hayabusa-2 ihr Zielobjekt, den rund 850 Meter großen Asteroiden Ryugu (Illustration).

Kurz vor Mitternacht am 21. Februar 2019, um 23:49 Uhr MEZ, setzte die japanische Raumsonde Hayabusa-2 für wenige Sekunden mit ihrem hornartigen Probensammler auf der Oberfläche des kleinen Asteroiden Ryugu auf und nahm ihn unter Beschuss: Die Sonde feuerte eine Kugel aus dem seltenen Metall Tantal mit einer Geschwindigkeit von 300 Metern pro Sekunde ab (1080 Kilometer pro Stunde). Damit sprengte sie Material aus den Gesteinen von Ryugu heraus, um es dann mit dem rund einen Meter langen Probensammler aufzufangen. Wie erfolgreich das Manöver tatsächlich war, wird sich erst Ende 2020 klären. Dann kehrt Hayabusa-2 zur Erde zurück und wirft ihre Probenkapsel ab, deren Inhalt von Wissenschaftlern weltweit ungeduldig erwartet wird.

Die japanische Asteroidensonde Hayabusa-2 | Mit ihrem rund einen Meter langen hornartigen Probensammler berührte die japanische Raumsonde Hayabusa-2 am 21. Februar 2019 für wenige Sekunden die Oberfläche des Asteroiden Ryugu. Dabei feuerte sie durch das Horn eine Kugel aus Tantal ab, um Material des Asteroiden herauszusprengen und aufzufangen.

Der Anflug auf den nur 950 Meter großen Asteroiden Ryugu hatte schon um 5:45 Uhr MEZ am 21. Februar begonnen, als sich Hayabusa-2 in einer Entfernung von fünf Kilometern befand. Zunächst pirschte sie sich mit etwa 90 Zentimeter pro Sekunde an den Himmelskörper heran, bei Unterschreiten eines Abstands von 200 Metern wurde auf 40 Zentimeter pro Sekunde abgebremst. So ging es weiter bis in eine Höhe von 45 Metern, wo endgültig von der Bodenkontrolle in Japan entschieden werden musste, ob das Landemanöver durchgeführt wird. Nachdem die Sonde den Befehl zum Weitermachen erhalten hatte, drehte sie ihre Antennen von der Erde weg und vollführte den Endanflug mit Aufsetzen und Probennahme vollautomatisch. Danach stieg die Sonde rasch wieder auf, um sich in einen sicheren Abstand zum Asteroiden zu bringen und eine Kollision mit der Oberfläche von Ryugu zu vermeiden.

Hayabusa-2 im Anflug auf den Asteroiden Ryugu | Während der Annäherung an den Asteroiden Ryugu am 21. Februar 2019 nahm die japanische Raumsonde Hayabusa-2 dessen Oberfläche aus einer Entfernung von 180 Metern auf. Links von der Bildmitte lässt sich der Schatten der Sonde (der einer Sanduhr ähnelt) auf Ryugu sichten.

Bislang haben die Missionsanalysten der japanischen Raumfahrtbehörde JAXA nicht entschieden, ob Hayabusa-2 noch einmal Proben des Asteroiden von einer anderen Stelle aufsammeln wird. Das Probenentnahmesystem ist auf drei unterschiedliche Versuche ausgelegt und bringt die dabei aufgefangenen Gesteinssplitter in separaten Probenkammern unter. Nach dem bisherigen Wissensstand ähnelt das Gestein von Ryugu den Meteoriten vom Typ kohliger Chondrit. Dies sind besonders urtümliche Gesteine, die recht große Mengen an flüchtigen Stoffen wie Wasser enthalten und zudem durch hohe Gehalte an elementaren Kohlenstoff gekennzeichnet sind. Die Planetenforscher gehen davon aus, dass die kohligen Chondrite typisch für jene Gesteine sind, aus den sich vor mehr als 4,5 Milliarden Jahre unsere Erde bildete.

In den nächsten Wochen wird Hayabusa-2 den Asteroiden auf jeden Fall noch einmal unter Beschuss nehmen: Sie führt nämlich eine Ladung mit 4,5 Kilogramm hochbrisanten Sprengstoffs mit, der sich in einer kleinen Subsonde befindet. Diese wird von Hayabusa-2 ausgesetzt, fällt langsam auf den Asteroiden zu und zündet in einer voreingestellten Höhe. Dadurch wird ein zwei Kilogramm schweres Projektil aus Kupfer mit zwei Kilometer pro Sekunde in die Oberfläche von Ryugu hineingeschossen. Beim Aufprall wird ein neuer Krater in Ryugu hineingesprengt, so dass frisches Gesteinmaterial an die Oberfläche kommt. Das Ganze wird von einer vorher ausgesetzten frei fliegenden Kamera beobachtet, während sich die Muttersonde hinter dem Asteroiden zum Schutz vor Splittern in Sicherheit bringt. Sollte sich die JAXA zu einer weiteren Probennahme entschließen, soll diese in jenem künstlichen Krater erfolgen.

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