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News: Heiße Jungs und kühle Mädchen

Wird es ein Junge oder ein Mädchen? Glauben Sie wirklich, daß die Chancen eins zu eins stehen? Die Zeiten des guten alten Klapperstorchs sind schließlich vorbei. Mag sein, daß dieser Vogel die Babys völlig wahllos aus dem großen Kindersee fischte. Aber heute stehen zukünftigen Eltern doch ganz andere Methoden zur Verfügung. Rechtzeitige Planung, unter Berücksichtigung der meteorologischen Sommerdaten, kann zum Beispiel die Chance auf einen männlichen Stammhalter deutlich verbessern. Lieber ein Mädchen? Dann empfehlen wir traute Zweisamkeit nach einem langen Spaziergang im Schnee.
So abenteuerlich es auch klingen mag, Alexander Lerchl von der Universität Münster kann es belegen: In warmen Monaten werden vornehmlich stramme Kerle gezeugt, kalte hingegen begünstigen das vermeintlich schwache Geschlecht. Die Forschungsarbeit über fünfzig Jahre voller freudiger Ereignisse, verglichen mit den Wetterdaten, umfaßt in der Tat eine ziemlich umfangreiche Arbeitsgrundlage. Zumindest von 1946 bis 1995, so belegen die deutschen Akten, erblickten in den Frühlingsmonaten von April bis Juni eher Buben die Sonne, zarte Mädchen hingegen mußten sich direkt an das hierzulande traditionell schmuddlige Herbstwetter gewöhnen. Und das National Climatic Data Center in North Carolina bestätigt neun Monate vor der Geburt strahlenden Sonnenschein, beziehungsweise eine winterliche Kaltfront? Reingefallen! Nicht auf das Wetter neun Monate, sondern auf die Temperaturen zehn Monate vor der Geburt kommt es vermutlich an.

Aber warum? Lerchl, der sich von Versuchen an Ratten und Fledermäusen inspirieren ließ, kann nur zwei Vermutungen abgeben. Wenn heiße Sommer oder ungewöhnlich warme Phasen einen Monat vor der Empfängnis einen Buben begünstigen, liegt es vielleicht an der Reifung des Spermas. Vielleicht, so die These in Naturwissenschaften, Band 86, vertragen die Spermazellen mit den Y-Chromosomen die Hitze einfach besser. Wenn viele X-tragende Spermien den eigentlichen Befruchtungsakt gar nicht mehr erleben, steigt notgedrungen die Geburtenrate für Jungen. Deshalb werden in heißen Klimazonen aber noch lange nicht mehr männliche Nachfolgen gezeugt. Schließlich gleichen auch Männer, bewußt oder unbewußt, über die Wahl der Kleidung, beziehungsweise körpereigene Regulationsmechanismen, die regionalen Unterschiede aus. Vielmehr käme es auf die Temperaturschwankung selber an, bei der schon wenige Grad Celsius einige Monate später einen lebendigen Eindruck hinterlassen. Andererseits hängt nicht nur die medizinische Verfassung der werdenden Eltern von den äußeren Temperaturen ab, sondern auch die, sagen wir mal, "zwischenmenschliche". Ja, auch die vielbeschworene "Lust" mag durchaus von Wetter gesteuert werden. Ein kühler Sommerabend? Vielleicht macht schönes Wetter werdende Eltern sexuell aktiver. Häufiger Geschlechtsverkehr aber erhöht die Chance einer Befruchtung kurz nach dem Eisprung, was wiederum die Chance auf einen Jungen erhöht, da Spermien, die ein Y-Chromosom tragen, schneller, wenn auch weniger robust sind.

Die Schwankungen in den Geburtenraten sind natürlich klein, aber immerhin signifikant. Die Frage die sich stellt ist nun, ob Klimaerwärmungen vielleicht einen entscheidenden Einfluß nehmen können. Schon jetzt überwiegt, statistisch belegt, die Rate der männlichen Babys, wenn auch nur um ungefähr ein Prozent. Aber wenn man sich das Wetter draußen anguckt, kann es durchaus sein, daß es dieses Jahr anders aussieht. Der Sommer ist recht kühl, wer sich jetzt ein Mädchen wünscht, sollte die Chance nutzen! Die Zeiten des Klapperstorchs sind vorbei.

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