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News: 'Heiße Tips' aus dem Orbit

Bevor ein Vulkan ausbricht, heizt er sich über mehrere Tage auf. Die Erwärmung nutzen Wissenschaftler, um Eruptionen vorherzusagen. Ein Vulkanologe von Hawaii glaubt, die Vorwarnzeit mit Hilfe von Satelliten und spezieller Filtersoftware deutlich erhöhen zu können. So war der Ausbruch des Vulkans Pacaya in Guatemala am 20. Mai 1998 bereits eine Woche im Voraus abzusehen. Doch um zwischen einem einfachen Feuer und einer wirklich bevorstehenden Eruption unterscheiden zu können, ist auch das Satellitensystem von der Erfahrung menschlicher Experten abhängig.
"Wir hatten noch nie eine Möglichkeit, Vulkane über größere Entfernungen auf zukünftige Ausbrüche zu überprüfen", sagte Luke Flynn von der University of Hawaii auf der Herbsttagung der American Geophysical Union vom 7. bis 10. Dezember 1998. Aber als am 20. Mai in Guatemala der Vulkan Pacaya eine Aschewolke ausschleuderte, die Guatemala Stadt und den 30 Kilometer entfernten Flughafen bedeckte, hatten die Wissenschaftler das Ereignis kommen sehen. Sieben Tage vor dem Ausbruch begann der Vulkan, sich aufzuheizen. Die Wärmestrahlung wurde von einem Satelliten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) aufgefangen und dem automatischen Computersystem an der University of Hawaii ausgewertet, das den "heißen Fleck" auf den Aufnahmen erkannte und Eruptionsalarm gab.

Innerhalb von 15 Minuten kann ein Feuer oder ein drohender Vulkanausbruch lokalisiert werden. Die beiden Geostationary Environmental Satellites (GOES) senden ihre Daten an das Naval Research Laboratory, von wo aus sie an die Universität auf Hawaii weitergeleitet und nach Hot Spots durchmustert werden, bevor sie für jeden zugänglich im Internet zu finden sind. Die Hot Spot Image-Site ist besonders für die Einsatzleitstellen interessant, die anhand der Informationen genauer den wahrscheinlichen Beginn und das Ende eines Ausbruchs abschätzen können.

Im Blickpunkt des Interesses liegt momentan der Popocatepetl, nicht weit von der Millionenmetropole Mexiko Stadt. Er macht zur Zeit eine unruhige Phase durch. Die mittlere Eruption am 24. November 1998, die laut Beobachtern um 8.02 Uhr Ortszeit stattfand, hatte GOES 8 bereits um 8.03 Uhr detektiert.

Ein anderer Fall waren die Galapagos-Inseln. Hier konnten die Wissenschaftler an ihren Bildschirmen drei Stunden vor den Augenzeugen vor Ort den Ausbruch vom 15. Oktober 1998 kommen sehen. Damals verständigten die Vulkanologen den Leiter der Forschungsstation über die bevorstehende Eruption.

Nicht nur Vulkanausbrüche, sondern auch Feuer können mit dem Satellitensystem aufgespürt und beobachtet werden. So verfolgen die Forscher Brände in Florida, Kalifornien, Hawaii und in einem Teil des Amazonasgebietes.

Gerade diese Universalität macht eine sorgfältige Auswertung und Interpretation der Daten nötig, um nicht von der Reflektion des Sonnenlichtes durch Wolken oder von normalen aufgeheizten Oberflächen getäuscht zu werden. "Wir liefern einfach ein vielseitiges Werkzeug, um Eruptionen und Brände in Echtzeit zu beobachten. Die endgültige Entscheidung, ob eine Eruption ansteht oder nicht, überlassen wir den erfahrenen Experten in den jeweiligen Beobachtungsstationen", sagte Flynn.

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