Exoplaneten: Heißer Wattebauschplanet steuert Sternausbrüche

Rund 400 Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild Zentaur befindet sich der sonnenähnliche Stern HIP 67522, der von zwei Exoplaneten umrundet wird. Angesichts von rund 7000 bekannten Exoplaneten ist das nichts Besonderes mehr, aber der innere dieser Himmelskörper mit der Größe von Jupiter steht mit seinem Stern in Wechselwirkung. Er löst dabei starke Ausbrüche des Zentralgestirns aus. Die von HIP 67522 b erzeugten Ausbrüche treffen mit großer Wucht auf die ausgedehnte Atmosphäre des Planeten und reißen dabei Gas aus dessen Lufthülle heraus, das in den umgebenden Weltraum entweicht, so die Ansicht einer Forschungsgruppe um Ekaterina Ilin am Netherlands Institute for Radio Astronomy (ASTRON). Somit ist der Planet dabei, immer weiterzuschrumpfen. Es ist das erste Mal, dass eine derartige Wechselwirkung nachgewiesen wurde, auch wenn Fachleute sie schon vor mehr als 30 Jahren postulierten.
Das Zentralgestirn HIP 67522 ist etwas größer und kühler als unsere Sonne. Mit einem Alter von 17 Millionen Jahren ist der Stern aber erheblich jünger als die Sonne, die ein stolzes Alter von 4,57 Milliarden Jahren vorweisen kann. Der Planet HIP 67522 b umrundet seinen Stern in nur etwa einer Woche und ist durch seine Nähe sehr warm, so dass er zur Klasse des »Heißen Jupiter« gezählt wird. Er hat etwa die Größe von Jupiter, aber nur rund 23 Prozent von dessen Masse. Somit weist HIP 67522 b eine sehr geringe mittlere Dichte von unter 0,1 Gramm pro Kubikzentimeter auf, was ihm den Spitznamen Wattebauschplanet eingebracht hat, von denen inzwischen mehrere bekannt sind.
Wegen seines geringen Alters weist HIP 67522 ein sehr viel intensiveres Magnetfeld auf als unsere Sonne und neigt zu starken Strahlungsausbrüchen, die als Flares bezeichnet werden. Sie sind um ein Vielfaches stärker als ihre solaren Gegenstücke. Auch der heiße Wattebausch besitzt ein eigenes Magnetfeld, das durch die Ausbrüche des Zentralgestirns energetisch aufgeladen wird. Dadurch kann der Exoplanet den Stern magnetisch beeinflussen und dort durch magnetische Wellen Eruptionen auslösen – so als würde mit einer Peitsche auf den Stern eingeschlagen. Wenn die magnetische Welle des Planeten auf das Ende der magnetischen Feldlinien auf der Sternoberfläche trifft, löst sie eine starke Eruption aus. Dabei sorgt der Planet auch dafür, dass die Eruptionen in seine Richtung entweichen. In der Folge erreicht den Planeten in etwa die sechsfache Strahlungsintensität als ohne Ausbrüche. Das bleibt nicht ohne Folgen für HIP 67522 b: Das Team um Ilin vermutet, dass der heute etwa jupitergroße Exoplanet innerhalb von rund 100 Millionen Jahren auf die Größe von Neptun schrumpfen wird.
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