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Knappes Edelgas: Heliumreichtum unter Ostafrika

Ein neuer Typ von Lagerstätte soll die Welt vor dem Verschwinden des Heliums retten - doch waren die apokalyptischen Prophezeiungen überhaupt berechtigt?
Helium in Flaschen

Das Edelgas Helium ist der möglicherweise kritischste Rohstoff der Gegenwart. Unverzichtbar einerseits für Anwendungen wie Schweißanlagen oder die Tieftemperaturtechnik supraleitender Magnete in medizinischen Kernspintomografen, andererseits potenziell knapp. Im Jahr 2010 warnte der Nobelpreisträger Robert Richardson öffentlichkeitswirksam, das Element gehe weltweit zur Neige. Wiederholte Versorgungsengpässe schürten Ängste vor einer dauerhaften globalen Heliumkrise.

Hinzu kam, dass die USA wegen eines in den 1990er Jahren verabschiedeten Gesetzes die Heliumreserven des Landes – der mit Abstand größte Vorrat weltweit – so schnell wie möglich und billigst auf den Markt warfen. Dabei gibt es keine Möglichkeit, Helium nachzuproduzieren. Die einzige heute verfügbare Quelle für das Element sind Erdgaslagerstätten, die einen kleinen Anteil Helium enthalten. Die Heliumproduktion hängt deswegen direkt von der geförderten Menge Erdgas ab – und bei Weitem nicht alle Hersteller fangen das Gas auch auf.

Unverzichtbar für Medizin und Technik

Ein Forscherteam zweier britischer Universitäten will nun zusammen mit dem norwegischen Unternehmen Helium One einen Ausweg aus der Malaise gefunden haben: eine Lagerstätte, aus der sich Helium separat fördern lässt. In Tansania, nahe den Vulkanen des Ostafrikanischen Grabenbruchs, identifizierten sie im Untergrund geologische Strukturen, die Gase auffangen und speichern können. In ihnen sammelt sich ihrer Ansicht nach das Helium, das durch Zerfall von Uran in alten Gesteinen entsteht und das durch die vulkanische Hitze aus dem Grundgestein nahe den Vulkanen herausgetrieben wird.

Die Arbeitsgruppe um die Geowissenschaftlerin Diveena Danabalan von der University of Durham preist das mutmaßliche Feld vollmundig als "Lebensretter" und sucht jetzt nach dem idealen Ort für eine Bohrung: jene Zone, in der noch genug Helium aus dem Gestein austritt, die aber weit genug weg ist von den Schloten, so dass vulkanische Gase das ersehnte Element nicht zu sehr verdünnen. Dann sei der Weg frei für die erste vom Erdgas unabhängige Heliumproduktion.

Ob sich der Aufwand lohnt, ist aber noch offen. Das Helium mit großem Aufwand extra zu erbohren, ist deutlich teurer, als das Edelgas einfach als Nebenprodukt vom Erdgas zu trennen. Und ob der prognostizierte Heliummangel in absehbarer Zeit eintritt, ist fraglich – die USA haben den Verkauf ihrer Reserven gestoppt und sparen jetzt, und andere Länder wie Katar oder Algerien erzeugen neuerdings beträchtliche Mengen. In letzter Zeit geben Fachleute deswegen Entwarnung und prognostizieren nun, dass die weltweite Heliumproduktion mit dem Verbrauch Schritt hält. Bis weit in die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts ist demnach der Bedarf gedeckt – es sei denn, die Kernfusion wird die Energiequelle der Zukunft: Große Fusionsreaktoren brauchen vermutlich enorme Mengen an Helium.

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