Rückblick: Die Kometen des Jahres 2024

Kometen sind keine seltenen Erscheinungen, sondern lassen sich praktisch zu jedem Zeitpunkt am Himmel ausmachen. Es sind nämlich nicht allein die hellen, spektakulären Objekte mit prächtigen Schweifen, die faszinierende Ziele darstellen – vielmehr gibt es stets eine Reihe lichtschwächerer Vertreter, die sich beobachten lassen, sofern nur ein Fernglas oder ein ausreichend leistungsfähiges Teleskop zur Verfügung steht. Daher informieren wir in unserer Rubrik »Aktuelles am Himmel« regelmäßig über alle sehenswerten Schweifsterne. Auch im vergangenen Jahr ließen sich mehrere interessante Kometen visuell und fotografisch im Detail beobachten, nicht nur mit wissenschaftlichen Instrumenten, sondern auch mit Amateurmitteln (siehe »Schweifstern in Nahaufnahme«).
Im vorliegenden Beitrag blicken wir auf das Jahr 2024 zurück, in dem insgesamt 258 Entdeckungen beziehungsweise erstmalige Wiederentdeckungen von Kometen zu verzeichnen waren, deutlich weniger als in den Vorjahren. Die überwiegende Zahl von 186 Entdeckungen erfolgte erneut mittels der Sonnenforschungssonde SOHO, die unser Tagesgestirn ständig im Blick behält und hierbei auch Kometen aufspürt. Bei diesen Objekten handelt es sich allerdings nur um winzige Bruchstücke, die ihre extreme Annäherung an die Sonne in den seltensten Fällen überstehen. Terrestrische Observatorien trugen mit 62 Kometenentdeckungen und 10 erstmaligen Wiederentdeckungen zur Bilanz bei.
Die Mitglieder der Fachgruppe Kometen (FGK) der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS) beobachten Kometen systematisch. Im Jahr 2024 nahmen sie insgesamt 143 Schweifsterne ins Visier, davon 25 visuell. Immerhin 29 Objekte wurden heller als 14 mag (siehe »Im Überblick: Die hellsten Kometen des Jahres 2024«). Die Fachgruppe erhielt 678 visuelle Schätzungen von neun Beobachtern sowie 1147 mittels digitaler Spiegelreflexkameras (DSLRs) gewonnene fotovisuelle Beobachtungen von zwei Mitgliedern. Insgesamt 48 FGK-Fotografen sandten 2019 CCD-Aufnahmen ein, wobei teilweise ferngesteuerte Teleskope verwendet wurden, um Schlechtwetterphasen auszuweichen oder Kometen am Südhimmel zu erwischen. Weitere 759 Aufnahmen wurden der Fachgruppe von internationalen Beobachtern zugesandt. Darüber hinaus gelangen zehn FGK-Beobachtern etwa 3500 astrometrische Beobachtungen von knapp 190 Kometen.
Die Diagramme des vorliegenden Beitrags veranschaulichen für die helleren Kometen die Entwicklung der Helligkeit und des Komadurchmessers, wobei alle plausiblen Schätzungen von FGK-Mitgliedern und internationalen Beobachtern verwendet wurden. Aus diesen Schätzungen lassen sich Parameter ableiten, welche den jeweiligen Kometen charakterisieren: seine absolute Helligkeit m0 und sein Aktivitätsparameter n (siehe »Helligkeitsparameter von Kometen«).
Helligkeitsparameter von Kometen
Die scheinbare Helligkeit m, mit der ein Komet dem Beobachter erscheint, ist abhängig von der Distanz des Kometen von der Sonne (r) und von der Erde (Δ) sowie von dessen Eigenaktivität, die mit dem Aktivitätsparameter n ausgedrückt wird. Die Helligkeitsentwicklung eines Kometen lässt sich in den meisten Fällen mit der folgenden Formel empirisch beschreiben:
m = m0 + 5 · lg Δ + 2,5 n · lg r
Darin werden r und Δ in Astronomischen Einheiten (AE) angegeben. 1 AE entspricht der mittleren Entfernung Erde – Sonne von 149,6 Millionen Kilometern. Der Parameter m0 ist die absolute Helligkeit, die der Komet aufwiese, wenn er sich sowohl von der Sonne als auch von der Erde im Abstand von 1 AE befände.
Der Aktivitätsparameter n ist ein Maß für die Eigenaktivität eines Kometen. Für Himmelskörper, die lediglich das Sonnenlicht reflektieren, gilt n = 2, während dieser Wert bei Kometen nahezu immer größer als 2 ist.
Wird die heliozentrische Helligkeit (m – 5 · lg Δ) über lg r aufgetragen, ergibt sich eine lineare Beziehung der Form y = a + b x, wobei y = m – 5 · lg Δ, a = m0, b = 2,5 n und x = lg r ist. Durch die Anpassung einer solchen Geraden an die Beobachtungsdaten lassen sich m0 und n ermitteln. Generell gilt: Je größer der Aktivitätsparameter n ist, umso steiler ist die Ausgleichsgerade, welche die Daten beschreibt, und umso heller fällt die absolute Helligkeit m0 des Kometen (Schnittpunkt mit der y-Achse) aus.
Die Entwicklung der Helligkeit im Lauf einer Sichtbarkeitsperiode wird mittels der eingezeichneten Lichtkurven einschließlich Konfidenzintervallen veranschaulicht. Zur Abschätzung des störenden Einflusses von Mondlicht auf die Beobachtungen zeigen die Kreise über den Abszissen der Diagramme die Vollmondtermine an. Die Zeitangaben zu den in diesem Beitrag beschriebenen Beobachtungen erfolgen in Universalzeit (englisch: Universal Time, UT). Addiert man hierzu eine Stunde, erhält man jeweils die entsprechende Mitteleuropäische Zeit (MEZ).
Action im ersten Jahresquartal
Vom Herbst 2023 bis zum Frühjahr 2024 konnte der Komet 62P/Tsuchinshan verfolgt werden. Er hielt sich über viele Wochen hinweg weniger als 0,55 Astronomische Einheiten (AE) von der Erde entfernt auf und erreichte zum Jahreswechsel 2023/24 eine Maximalhelligkeit von 8,1 mag sowie einen maximalen Komadurchmesser von elf Bogenminuten (siehe »Erdnaher Komet«). Weitere Details können dem Jahresbericht 2023 entnommen werden.
Zur selben Zeit konnten die Beobachter den Kometen 144P/Kushida am Abendhimmel verfolgen, der vom Sternbild Widder bis in den Krebs zog. Er kam der Erde Mitte Dezember 2023 bis auf 0,57 AE nahe und passierte den sonnennächsten Punkt seiner Bahn, das Perihel, am 25. Januar 2024 in der Sonnendistanz von 1,40 AE. Zu dieser Zeit erreichte der Komet eine Maximalhelligkeit von 9,6 mag (siehe »Unauffälliger Schweifstern«). Vor dem Perihel war die Aktivität rasant angestiegen, gemäß den Helligkeitsparametern m0 = –4,5 mag; n = 43; danach ging sie nur langsam zurück (m0 = 9,6 mag; n = 2,2). Zum Zeitpunkt der größten Erdnähe erreichte seine Koma den maximalen Durchmesser von sieben Bogenminuten, was einer räumlichen Ausdehnung von 250 000 Kilometern entspricht. Insgesamt war der Komet jedoch kein einfaches Beobachtungsobjekt, da er eine sehr diffuse Koma aufwies.
Ebenfalls kein einfaches Objekt stellte der Komet C/2021 S3 (PANSTARRS) dar (siehe »Blasser Schweif am Firmament«). Er passierte die Sonne am 14. Februar 2024 in der Distanz von 1,32 AE, kam der Erde aber nie näher als 1,3 AE. Seine Umlaufbahn war stark gegen die Ekliptik geneigt, weshalb ihn seine scheinbare Bahn zwischen Februar und Juni vom Sternbild Schlangenträger bis ins Sternbild Schwan führte, so dass er am Morgenhimmel gut sichtbar war. Seine Aktivität entwickelte sich recht langsam, wobei der Aktivitätsfaktor vor dem Perihel (m0 = 8,4 mag; n = 2,0) sogar geringer ausfiel als nach dem Perihel (m0 = 8,4 mag; n = 2,9). Die maximale Helligkeit von 9,7 mag und der maximale Durchmesser von 2,7 Bogenminuten (190 000 Kilometern) der nur mäßig verdichteten Koma wurden in der letzten Februardekade erreicht.
Mit einer Umlaufzeit von 71 Jahren gehört 12P/Pons-Brooks der Halley-Klasse an: Kometen mit einer Umlaufzeit in der Größenordnung von 75 Jahren, deren sonnenfernster Bahnpunkt nahe der Neptunbahn liegt. Der Periheldurchgang des Kometen am 21. April 2024 in der Sonnendistanz von 0,78 AE war nach seiner Entdeckung im Jahr 1812 erst der vierte beobachtete. Von Mitte November 2023 bis Mitte August 2024 war der Komet heller als 10 mag und damit in kleineren Teleskopen beobachtbar. In Mitteleuropa erreichte er anfangs Horizonthöhen von 50 Grad, die aber in der Folge stetig abnahmen, bis er kurz nach dem 10. April über dem Abendhorizont verschwand. Seine scheinbare Bahn führte ihn in diesem Zeitraum vom Sternbild Leier durch das Sternbild Andromeda zum Widder, wo er Jupiter am Himmel bis auf drei Grad nahe kam. Typisch für 12P/Pons-Brooks sind kurzfristige Helligkeitsausbrüche während seiner Annäherung an die Sonne – so auch im Berichtsjahr (siehe »Helligkeitsausbrüche und Schweif«).
Während seines ersten und intensivsten Ausbruchs am 20./21. Juli 2023 stieg die Helligkeit um das 100-Fache an, von 16,5 mag auf 11,5 mag; anschließend verblieb sie auf diesem Niveau. Vor der Perihelpassage folgten drei große Ausbrüche mit Helligkeitssteigerungen um mindestens 1 mag sowie acht kleinere kurzfristige Ausbrüche. Nach seinem Periheldurchgang entwickelte sich der Komet hingegen sehr stetig. Bezogen auf den Zeitpunkt des Perihels (t = 0 Tage) lassen sich insgesamt vier Phasen der Helligkeitsentwicklung unterscheiden:
t < –275 Tage: m0 = 11,0 mag; n = 2
–275 Tage < t < –120 Tage: m0 = 3,6 mag; n = 4
–120 Tage < t < 0 Tage: m0 = 4,3 mag; n = 4,7
t > 0 Tage: m0 = 4,8 mag; n = 4,3
Das Maximum von 3,9 mag wurde, als Folge des letzten größeren Ausbruchs, am 5. April 2024 erreicht. Bei jedem Ausbruch erschien zunächst eine kompakte auffällige Region im Zentrum der Koma, die sich in den folgenden Tagen kontinuierlich ausdehnte und dabei stetig diffuser wurde, bis die Flächenhelligkeit dieser expandierenden Koma unter diejenige des Himmelshintergrunds gesunken war. Im Mittel war die Koma deutlich verdichtet. Der größte scheinbare Komadurchmesser von 8,5 Bogenminuten wurde Mitte März 2024 erreicht. Der absolut größte Komadurchmesser von 900 000 Kilometern ergab sich als Folge des Ausbruchs vom 30./31. Oktober 2023. Der Staubschweif erreichte um den 27. März 2024 eine maximale visuelle Länge von 1,5 Grad (12 Millionen Kilometern). Ab Ende Januar zeigte sich zudem ein Gasschweif, dessen Aktivität und Helligkeit mit der Annäherung an das Perihel deutlich zunahmen. Fotografisch konnte Michael Jäger am Abend des 2. April einen 8 Grad langen Gasschweif und einen 1,5 Grad langen Staubschweif nachweisen.
Entspannung zur Jahresmitte
Ende Mai passierte der schwierig zu beobachtende Komet C/2023 V4 (Camarasa-Duszanowicz) seine größte Sonnennähe. Mit 10,7 mag wurde er deutlich heller als ursprünglich erwartet; die Helligkeitsentwicklung kann gut mit den Parametern m0 = 8,5 mag; n = 5,5 dargestellt werden. Die recht diffuse Koma erreichte einen Durchmesser von 2,8 Bogenminuten (210 000 Kilometern).
Mit dem Kometen 13P/Olbers besuchte ein weiteres Mitglied der Halley-Familie das innere Sonnensystem. Der im Jahr 1815 entdeckte Schweifstern mit einer Umlaufzeit von 69 Jahren ließ sich im Jahr 2024 zum vierten Mal während eines Periheldurchgangs verfolgen. Am 30. Juni näherte er sich der Sonne bis auf eine Distanz von 1,18 AE. Von der Erde aus betrachtet befand er sich leider auf der uns abgewandten Sonnenseite, weshalb er während seiner interessantesten Entwicklungsphase Horizonthöhen von weniger als 20 Grad am Abendhimmel aufwies. Sein Weg führte ihn vom Sternbild Fuhrmann bis in das Sternbild Bärenhüter. Der Komet zeigte eine Entwicklung ohne Überraschungen (siehe »Mit breitem Fächer«).
In der ersten Juliwoche erreichte der Schweifstern eine Maximalhelligkeit von 6,5 mag, so dass er ein leidlich gut erkennbares Fernglasobjekt darstellte. Vor der Perihelpassage stieg seine Aktivität signifikant rascher an (m0 = 3,8 mag; n = 8,0), als sie nach der Passage abnahm (m0 = 4,5 mag; n = 4,3). Anfang August wies seine deutlich verdichtete Koma ihren maximalen Durchmesser von 9 Bogenminuten (750 000 Kilometern) auf. Von Mitte Mai bis Ende September war ein maximal 40 Bogenminuten (7 Millionen Kilometer) langer und sehr breiter Staubschweif visuell sichtbar. Fotografisch ließen sich zudem über mehrere Wochen hinweg ein deutlich längerer Gasschweif und kurzfristig ein breiter Staubfächer dokumentieren.
Ein sehr heller Komet?
Mit großer Spannung wurde die Entwicklung des Kometen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) verfolgt, der das Potenzial hatte, mit dem bloßen Auge sichtbar zu werden (siehe »Highlight des Jahres«). Von Mitteleuropa aus war er zunächst am Nachthimmel, danach bis Ende Juni am Abendhimmel im Sternbild Jungfrau sichtbar. Mitte März 2024 erreichte er die 11. Größenklasse und ließ sich bereits in mittleren Teleskopen am Nachthimmel verfolgen, da er eine recht kleine, stark verdichtete Koma aufwies. Bis zum 25. April steigerte er seine Aktivität kontinuierlich und entwickelte im Frühsommer zudem einen überraschend klar erkennbaren Schweif. Doch anschließend kam es zu einer völligen Stagnation, die bis zum 20. Juni andauerte, so dass bereits befürchtet wurde, der zu diesem Zeitpunkt 10,0 mag helle Komet könnte sich auflösen. Einzig die weiterhin deutlich verdichtete Koma ließ hoffen. Die weitere Verfolgung durch Beobachter auf der Südhalbkugel zeigte danach aber wieder eine kontinuierliche, wenn auch leicht geringere Aktivitätssteigerung, die auf eine Maximalhelligkeit von 2,4 mag am 6. Oktober hindeutete.
Zwischenzeitlich hatte jedoch der US-amerikanische Kometenexperte Joseph N. Marcus darauf hingewiesen, dass es bei diesem Schweifstern zu einer signifikanten Vorwärtsstreuung des Sonnenlichts durch Staubpartikel kommen dürfte, welche die Helligkeit in den Tagen um den 9. Oktober um bis zu mehrere Größenklassen ansteigen lassen sollte. Zudem wurde ein auffälliger Gegenschweif um den 15. Oktober prognostiziert, wenn die Erde die Ebene der Kometenbahn kreuzen würde.
Ein Gegenschweif entsteht wie folgt: Staub, der den Kometenkern verlässt, verteilt sich entlang der Bahn, sowohl vor dem Kern als auch dahinter. Die größeren der freigesetzten Staubpartikel sind stärker zur Bahnebene hin konzentriert als die kleineren. Da die Dichte der Partikel insgesamt dennoch sehr gering ist, werden sie nur sichtbar, wenn sich die Erde nahe der Bahnebene des Kometen aufhält. Vom Beobachter aus betrachtet liegen dann alle großen Partikel innerhalb weniger Tage auf einer Sichtlinie, weshalb nun die Flächenhelligkeit der Staubverteilung stark ansteigt. Die vor dem Kern befindlichen Staubpartikel werden als nadelförmiger Gegenschweif sichtbar, und die kleineren Partikel verraten sich auf beiden Seiten als diffuse Bereiche; die hinter dem Kern befindlichen Partikel überlagern sich mit dem Staubschweif.
Die letzten Beobachtungen des Kometen vor dem Perihel gelangen am Abend des 5. Oktober, als er 0,5 mag hell war und eine visuell erkennbare Schweiflänge von 25 Grad (45 Millionen Kilometern) aufwies. Die ersten Beobachtungen nach dem Periheldurchgang glückten am Abend des 11. Oktober, als der Komet eine Helligkeit von –1,0 mag aufwies, der Schweif aber auf Grund der hellen Dämmerung nur bis auf eine Länge von fünf Grad festgestellt werden konnte. In der Folge nahmen seine Horizonthöhen rasch zu und erreichten Anfang November etwa 35 Grad. Danach ging es wieder abwärts, bis der Komet Anfang Januar nur noch 10,0 mag hell war und dann im Sternbild Adler über dem Abendhorizont verschwand.
Vom 5. bis zum 11. Oktober 2024 konnte der Komet nur mit Hilfe der Sonnensonde SOHO verfolgt werden. Dort zeigte er sich mit einem hellen Schweif und einem sehr langen, auffälligen Gegenschweif. Die Auswertung der SOHO-Aufnahmen ergaben eine Maximalhelligkeit von –3,2 mag am Morgen des 9. Oktober, so dass die Vorwärtsstreuung kurzfristig zu einer Helligkeitssteigerung um sagenhafte 5,6 mag führte. Nur sehr wenigen Fotografen gelang es, den Kometen am Taghimmel festzuhalten; zu visuellen Sichtungen kam es nicht. Der australische Beobachter Michael Mattiazzo konnte das Schweifende auf einer lang belichteten Aufnahme vom 10. Oktober bis auf eine Distanz von 45 Grad vom Kopf des Kometen nachweisen. Am 11. Oktober erschien der Schweifstern über dem Abendhorizont und stieg in den folgenden Tagen stetig höher, doch stellten zunächst ausgedehnte Wolkenfelder und anschließend der zunehmende Mond ein Problem dar. In der Konsequenz blieb der Komet ein deutlich unauffälligeres Objekt als der letzte mit bloßem Auge sichtbare Komet C/2020 F3 (NEOWISE) im Jahr 2020.
Während die Helligkeit von C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) nun abnahm, stieg die visuell erkennbare Länge seines Schweifs bis zum 16. Oktober auf 20 Grad (30 Millionen Kilometer) an. Bis Ende Oktober, als der Komet 6 mag hell war, ging die Schweiflänge wieder auf vier Grad zurück. Um den 15. Oktober zeigte sich zudem ein fotografisch gut erkennbarer Gegenschweif (siehe »Ein besonderer Komet«). Er erreichte am 15. Oktober 2024 eine maximale Länge von vier Grad. Visuelle Sichtungen des Gegenschweifs gelangen allerdings nicht. Zwischen Anfang Juli und Anfang November konnte zudem ein zeitweise hochdynamischer Gasschweif beobachtet werden, der sich aber über die meiste Zeit hinweg mit dem Staubschweif überlagerte und daher auf vielen Fotos kaum auffällt; visuell war er praktisch nicht unterscheidbar.
Während die zum damaligen Zeitpunkt hochverdichtete Koma um den 20. Oktober einen maximalen scheinbaren Durchmesser von zehn Bogenminuten aufwies, erreichte der absolute Komadurchmesser Ende Juli und Anfang November einen Maximalwert von 350 000 Kilometern. Bezogen auf den Zeitpunkt des Periheldurchgangs (t = 0 Tage) lässt sich die Helligkeitsentwicklung in insgesamt fünf Phasen unterteilen, wobei für die vierte Phase (0 Tage < t < +20 Tage), während derer die Vorwärtsstreuung signifikant war, keine klassischen Parameter angegeben werden können:
t < –155 Tage: m0 = 4,5 mag; n = 4,1
–155 Tage < t < –100 Tage: m0 = 9,1 mag; n = 0
–100 Tage < t < 0 Tage: m0 = 6,4 mag; n = 3,3
t > 20 Tage: m0 = 6,4 mag; n = 2,5
Spannendes zum Jahresende
Der Komet C/2024 S1 (ATLAS) wurde nur einen Monat vor seiner Perihelpassage entdeckt, die ihn am 28. Oktober bis auf 0,008 AE an die Sonne heranführte. Entsprechend rasant entwickelte sich seine Helligkeit: Bei der Entdeckung erst 15,5 mag hell, erreichte er letztlich 2,8 mag – wenige Stunden vor der größten Sonnennähe. Anschließend löste er sich vollständig auf, was bereits kurz nach seiner Entdeckung prognostiziert worden war. Die Helligkeitsentwicklung erfolgte gemäß den Parametern m0 = 12,6 mag; n = 6,6, jedoch zeigte der Komet mindestens zwei kurzfristige Ausbrüche mit Amplituden von etwa 2 mag; der zweite dieser Ausbrüche leitete die völlige Auflösung ein. Fotografisch ließ sich ein 1 Grad langer, dünner Gasschweif ausmachen; visuell waren es maximal 0,4 Grad, was einer räumlichen Ausdehnung von rund einer Million Kilometern entspricht (siehe »Annäherung an die Sonne«). Von Mitteleuropa aus konnte der Komet nicht beobachtet werden.
Zum Jahresende näherte sich der Komet C/2024 G3 (ATLAS) seinem Perihel in einer Sonnendistanz von lediglich 0,09 AE. Letztlich wurde er am Tag des Perihels, dem 13. Januar 2025, praktisch genau so hell wie C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS); von Mitteleuropa aus konnte er jedoch in der sehr hellen Abenddämmerung kaum ausgemacht werden. Detaillierter wird auf diesen Schweifstern im Jahresbericht 2025 eingegangen.
Interessierte willkommen
Im Jahr 2024 waren die Beobachter und Fotografen bei der Überwachung aller erreichbaren Kometen wieder sehr engagiert, wofür die Fachgruppe Kometen ihnen einen herzlichen Dank ausspricht. Sollten auch Sie Interesse an der Arbeit der Fachgruppe haben, so besuchen Sie doch die Internetseite fg-kometen.vdsastro.de. Dort finden Sie praktische Anleitungen zur Beobachtung sowie detaillierte Auswertungen, auch zu den lichtschwächeren Kometen des Berichtsjahres.
Im Überblick: Die hellsten Kometen des Jahres 2024
Im Jahr 2024 beobachteten Mitglieder der VdS-Fachgruppe Kometen (FGK) 29 Schweifsterne mit Helligkeiten von mehr als 14 mag. In der Tabelle sind die Daten dieser Objekte aufgelistet, bei den erstentdeckten Kometen auch das Entdeckungsdatum.
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